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ZDF-Magazin "Frontal 21" am 26. Februar 2006: In neun Bundesländern kein EU-Schulobst
Gewerkschaft: "Politisch kurzsichtig und dumm"
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte: "Skandalös"

Mainz (ots)

Nach einer "Frontal 21"-Umfrage wollen neun
Bundesländer nicht am EU-Schulobstprogramm teilnehmen: Berlin, 
Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, 
Niedersachsen, Sachsen und Schleswig-Holstein. Dort entgeht den 
Schülern ein Millionen-Geschenk der EU. Denn die Europäische 
Kommission stellt Deutschland in diesem Schuljahr gut 20 Millionen 
Euro zur Verfügung, damit Schüler kostenlos frisches Obst und Gemüse 
essen können. Im Gegenzug sollen die Bundesländer rund 18 Millionen 
Euro dazu geben.
Bislang wird EU-Obst und Gemüse lediglich an Schulen im Saarland 
verteilt. Weitere sechs Bundesländer arbeiten noch an der Umsetzung: 
Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, 
Sachsen-Anhalt und Thüringen. Europaweit nehmen nach Informationen 
der EU-Kommission schon 18 Länder am Schulobstprogramm teil, weitere 
fünf arbeiten noch an der Umsetzung. Lediglich drei EU-Länder wollen 
nicht teilnehmen, weil sie bereits eigene Programme für gesunde 
Schulernährung haben..
Marianne Demmer, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und 
Wissenschaft, hält die geringe Beteiligung in Deutschland "für 
politisch kurzsichtig, für dumm, für im Prinzip völlig daneben". Denn
das Programm sei eine Möglichkeit, Kinder mit gesunder Ernährung 
vertraut zu machen. Für "skandalös" hält auch Wolfram Hartmann, 
Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, die Absage
der neun Bundesländer. Besonders Kinder aus sozial schwachen Familien
wüssten wenig über gesunde Ernährung und seien daher besonders 
gefährdet. Laut OECD hat sich der Anteil Fettleibiger bei den 
fünfzehnjährigen Mädchen innerhalb von nur fünf Jahren verdoppelt. 
Danach ist jedes neunte Mädchen krankhaft übergewichtig. Bei den 
Jungen ist es sogar jeder sechste.
Ihre Absage an das EU-Schulobstprogramm begründen viele 
Landwirtschaftsminister mit bürokratischen Problemen. "Wir müssen für
jedes Kind einzeln nachweisen, dass es auch das Stück Obst oder 
Gemüse bekommen hat", meint Frank Kupfer, Landwirtschaftsminister von
Sachsen, CDU.  Im Saarland sieht man hingegen keine Probleme bei der 
Umsetzung des Programms. Dort haben seit Mitte November 2009 über 10 
000 Schüler an Grund- und Förderschulen kostenloses Obst und Gemüse 
erhalten. Der Rücklauf an Meldungen sei "sehr, sehr gut", so die 
zuständige Umweltministerin Simone Peter, Bündnis 90/Die Grünen.
Rückfragen bitte an die ZDF-Redaktion "Frontal 21", Tel.: 
030/2099-1255 (Ilka Brecht)

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
Telefon: 06131 / 70 - 2121

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