ZDF-Politbarometer Extra Berlin September 2011
Klaus Wowereit unangefochten dank schwacher Konkurrenz
Klares Votum für eine rot-grüne Koalition
Mainz (ots)
Gut eine Woche vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin zeichnet sich ein klarer Sieg für Klaus Wowereit und die SPD ab. Wowereit hätte mit den Grünen und der CDU zwei potenzielle Koalitionspartner zur Auswahl.
Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, dann ergäben sich jetzt die folgenden Projektionswerte für die Parteien: Die SPD käme auf 32 Prozent, die CDU auf 21 Prozent, die Grünen würden 19,5 Prozent erhalten, die Linke 11 Prozent, die FDP 3 Prozent und die Piratenpartei 5,5 Prozent. Die anderen Parteien kämen zusammen auf 8 Prozent. (Wahl 2006: SPD: 30,8 Prozent, CDU: 21,3 Prozent, Linke: 13,4 Prozent, Grüne: 13,1 Prozent, FDP: 7,6 Prozent, Sonstige: 13,8 Prozent). Für den Fall, dass die Piratenpartei den Einzug ins Abgeordnetenhaus knapp verfehlen würde, könnte es neben einer Koalition der SPD mit den Grünen oder der CDU möglicherweise auch für eine Fortsetzung der bisherigen Koalition aus SPD und Linke reichen.
Diese Projektionswerte, bei denen auch die statistischen Fehlerbereiche von Umfragen zu berücksichtigen sind, geben lediglich die Situation für die Parteien in dieser Woche wieder und stellen keine Prognose für den Wahlausgang am 18. September dar. Vor dem Hintergrund der in modernen städtischen Milieus nur sehr schwach ausgeprägten Bindungen an die Parteien sind auch kurzfristig noch deutliche Veränderungen möglich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass insbesondere auf der Ebene von Landtagswahlen sehr starke Mobilisierungseffekte in den verschiedenen Wählerlagern auch noch in der Woche vor der Wahl stattfinden können. Das kann gerade angesichts der zu erwartenden relativ niedrigen Wahlbeteiligung von großer Bedeutung sein. Zurzeit wissen in Berlin 44 Prozent noch nicht sicher, wen und ob sie wählen wollen.
In Berlin hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zwei Herausforderer, Renate Künast von den Grünen und Frank Henkel von der CDU. Eine Mehrheit von 52 Prozent (Aug.: 49 Prozent) wünscht sich Wowereit auch weiterhin als Regierungschef, 20 Prozent (Aug.: 22 Prozent) bevorzugen Künast und 17 Prozent (Aug.: 18 Prozent) Henkel (keinen der drei: 5 Prozent; weiß nicht: 6 Prozent). Bei der Einstufung auf der +5/-5-Skala erhält Klaus Wowereit wie im August mit 1,2 einen guten, aber nicht überragenden Wert, während die anderen Spitzenkandidaten nur mäßige Bewertungen erhalten: Renate Künast 0,2 (Aug.: 0,3), Harald Wolf 0,2 (Aug.: 0,3) und Frank Henkel 0,1 (Aug.: minus 0,3).
Der wichtigste Themenbereich in Berlin ist momentan "Bildung und Schule" (30 Prozent) vor "Kriminalität, Gewalt, öffentliche Ordnung" (26 Prozent). Erst auf Platz drei folgt das Thema "Arbeitslosigkeit" mit 24 Prozent.
Beim Thema Bildung trauen mit 24 Prozent die meisten der SPD zu, die Probleme zu lösen, 18 Prozent der CDU, 19 Prozent den Grünen und 11 Prozent der Linken (keine: 8 Prozent; weiß nicht: 17 Prozent). Beim Thema Kriminalitätsbekämpfung hat die CDU mit 26 Prozent die Nase vorne vor der SPD mit 23 Prozent (Grüne: 5 Prozent; Linke: 3 Prozent; keine: 18 Prozent; weiß nicht: 20 Prozent). Neue Jobs zu schaffen, glauben die relativ meisten (28 Prozent), könne die SPD am besten, 22 Prozent sehen bei der CDU die größte Kompetenz aber nur 9 Prozent bei den Grünen und 4 Prozent bei den Linken (keine: 19 Prozent; weiß nicht: 16 Prozent).
Lediglich eine Koalition aus SPD und Grünen wird mehrheitlich gewünscht: Das finden 50 Prozent gut und nur 31 Prozent schlecht (egal: 17 Prozent; weiß nicht: 2 Prozent). Rot-Schwarz finden nur 33 Prozent gut, aber 48 Prozent schlecht (egal: 17 Prozent; weiß nicht: 2 Prozent). Am wenigsten Zustimmung gibt es für eine Koalition aus SPD und Linken: Gut fänden das 28 Prozent und schlecht 49 Prozent (egal: 20 Prozent; weiß nicht: 3 Prozent).
Die Umfrage zu diesem Politbarometer Extra Berlin wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 5. bis 8. September 2011 unter 1492 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist jeweils repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Berlin. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte.
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