ZDF-Politbarometer Extra Nordrhein-Westfalen Mai 2012
Knappe Mehrheit für Rot-Grün - FDP bei 6 Prozent
SPD mit Abstand stärkste Partei - Kraft mit sehr breiter Unterstützung
Mainz (ots)
Gut eine Woche vor der Wahl zum Landtag in Nordrhein-Westfalen liegt die SPD im bevölkerungsreichsten Bundesland deutlich vor der CDU. Die amtierende Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat einen sehr komfortablen Vorsprung vor ihrem Herausforderer Norbert Röttgen (CDU) in der Frage, wen man am liebsten als Regierungschef im Land hätte. Eine Koalition aus SPD und Grünen könnte aktuell mit einer knappen Mehrheit rechnen.
Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, dann käme die SPD in der Politbarometer-Projektion auf 38 Prozent, die CDU auf 31 Prozent, die Grünen auf 11 Prozent, die FDP auf 6 Prozent, die Linke auf 3 Prozent und die Piraten auf 8 Prozent. Die anderen Parteien zusammen erreichten 3 Prozent. Damit hätte eine rot-grüne Regierung aktuell eine parlamentarische Mehrheit im nordrhein-westfälischen Landtag. Die FDP würde nach jetzigem Stand den Wiedereinzug ins NRW-Parlament schaffen, ebenso vertreten wären die Piraten. Die Linke hingegen würde an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Allerdings wissen zurzeit 41 Prozent noch nicht sicher, wen und ob sie überhaupt wählen wollen.
Eine Koalition aus SPD und Grünen fände in Nordrhein-Westfalen auch die größte Zustimmung: 51 Prozent fänden es gut und 27 Prozent schlecht (egal: 18 Prozent), wenn nach der Wahl Rot-Grün regieren würde, eine große Koalition unter Führung der SPD beurteilen 44 Prozent positiv und 31 Prozent negativ (egal: 21 Prozent). Alle anderen Varianten erhalten keine mehrheitliche Unterstützung: Schwarz-Grün fänden 48 Prozent schlecht (gut: 24 Prozent, egal: 24 Prozent) und Schwarz-Gelb 59 Prozent (gut: 22 Prozent, egal: 16 Prozent). Sehr deutlich werden auch mögliche Dreier-Koalitionen abgelehnt: Nicht gut fänden 55 Prozent eine Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP (gut : 18 Prozent, egal: 24 Prozent), 60 Prozent sprechen sich gegen eine Koalition aus SPD, Grünen und Piraten aus (gut: 19 Prozent; egal: 17 Prozent) und fast zwei Drittel (64 Prozent) sind gegen eine Koalition aus SPD, Grünen und Linken (gut: 16 Prozent, egal: 18 Prozent).
Bei der Frage nach dem gewünschten Ministerpräsidenten bzw. der gewünschten Ministerpräsidentin liegt Hannelore Kraft (SPD) mit 63 Prozent deutlich vor Norbert Röttgen (CDU) mit nur 27 Prozent (keiner von beiden: 4 Prozent; weiß nicht: 6 Prozent). Die SPD-Anhänger stehen dabei mit 90 Prozent äußerst geschlossen hinter ihrer Spitzenkandidatin, von den CDU-Anhängern sprechen sich hingegen nur 72 Prozent für Röttgen aus, jeder fünfte CDU-Wähler (20 Prozent) sähe lieber weiterhin die amtierende Ministerpräsidentin im Amt.
Hannelore Kraft erhält mit 2,3 den mit Abstand besten Imagewert auf der +5/-5-Skala. Norbert Röttgen wird nur mit 0,5 benotet, die Spitzenkandidatin der Grünen, Sylvia Löhrmann, mit 0,9 und Christian Lindner (FDP) kommt auf 0,0.
Insgesamt sind 38 Prozent der Meinung, dass Christian Lindner als Spitzenkandidat der FDP sehr stark (10 Prozent) oder stark (28 Prozent) hilft, 52 Prozent sehen kaum einen (34 Prozent) oder gar keinen (18 Prozent) besonderen Effekt.
Als aktuell wichtigste Probleme in Nordrhein-Westfalen werden genannt: Schule und Bildung (28 Prozent), Verschuldung und Finanzen (28 Prozent) sowie Arbeitslosigkeit (25 Prozent). Lösungskompetenzen sehen die Wähler beim Thema Bildungspolitik mit 40 Prozent bei der SPD, vor der CDU mit 23 Prozent, 11 Prozent trauen bei diesem Thema am meisten den Grünen zu (andere Parteien: 5 Prozent, keine Partei: 5 Prozent, weiß nicht: 16 Prozent). Beim Thema Landesfinanzen hingegen liegt die CDU mit 34 Prozent vor der SPD mit 27 Prozent, nur insgesamt 6 Prozent nennen hier andere Parteien (keine Partei: 16 Prozent, weiß nicht: 17 Prozent). Bei der Schaffung von Arbeitsplätzen wiederum halten 40 Prozent die SPD für kompetenter und 27 Prozent die CDU (andere Parteien: 6 Prozent; keine Partei: 12 Prozent; weiß nicht: 15 Prozent).
Die Umfragen zu diesem Politbarometer Extra wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 30. April bis 3. Mai 2012 unter 1028 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Nordrhein-Westfalen telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die dortige wahlberechtigte Bevölkerung. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent gut +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent gut +/- zwei Prozentpunkte. Die Projektionswerte, bei denen auch die statistischen Fehlerbereiche zu berücksichtigen sind, geben lediglich die Situation für die Parteien in dieser Woche wieder und stellen keine Prognose für den Wahlausgang am 13. Mai dar. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass insbesondere auf der Ebene von Landtagswahlen sehr starke Mobilisierungseffekte in den verschiedenen Wählerlagern auch noch in der Woche vor der Wahl stattfinden können. Darüber hinaus kann der Ausgang der Landtagswahl in Schleswig-Holstein am kommenden Sonntag noch Auswirkungen auf die Wahlentscheidung der Wähler in NRW haben.
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