Missmanagement bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO)
DSO-Mitarbeiter beklagen Klima der Angst
ZDF-Magazin "Frontal 21" berichtet
Mainz (ots)
Seit Jahren wird in Deutschland das Fehlen von Organspenden beklagt. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) ist die Koordinierungsstelle für Organspenden in Deutschland. Ausgerechnet bei dieser Einrichtung erheben jetzt Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen das Management. In Briefen an den Vorstand, die dem ZDF-Magazin "Frontal 21" vorliegen, klagen sie über ein katastrophales Arbeitsklima. Es sei von "Diskriminierung, Ungleichbehandlung, Ungerechtigkeit und seelischer Grausamkeit" geprägt. Außerdem sei Missmanagement auch ein Grund für die niedrigen Spenderzahlen, so ein DSO-Mitarbeiter gegenüber "Frontal 21", das in der Sendung am Dienstag, 14. Juli 2015, 21.00 Uhr, über das Thema berichtet.
Die DSO ist bundesweit verantwortlich für die Vorbereitung und Durchführung der Organspende und wird aus Krankenkassengeldern finanziert. Derzeit hat sie zirka 200 Mitarbeiter. Laut Bundesgesundheitsministerium haben von 2010 bis 2014 allein 88 Mitarbeiter die DSO verlassen. Das geht aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Katrin Vogler, der gesundheitspolitischen Sprecherin der Linken, hervor. Sie hat seit Jahren Kontakt zu DSO-Mitarbeitern. Diese hatten ihr immer wieder von einem Klima der Angst in der Stiftung berichtet.
Die Leitung der DSO bestätigt, dass in dem genannten Zeitraum allein 38 Ärzte die Stiftung verlassen haben. Als Grund für den Verlust des qualifizierten Personals nennt die Stiftung berufliche Entwicklungswünsche der Ärzte. Ein Insider behauptet dagegen, die Mediziner seien weggespart oder vertrieben worden. "Frontal 21" liegen Aussagen von Insidern vor, dass dies auch Auswirkungen auf die Zahl der Spenden hatte. Außerdem gebe es Defizite beim Fehlermanagement der Organdiagnostik und bei der Betreuung der Angehörigen von Spendern. In den Briefen berichtet eine DSO-Mitarbeiterin, die für die Angehörigen-Betreuung zuständig ist, von schweren Anfeindungen durch Kollegen: "Du und deine Scheiß Angehörigen, mich interessiert dein Gelaber und Dreck nicht, wir wollten dich und deine Arbeit hier nicht haben." Die Leitung der DSO bestreitet solche Vorwürfe. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Karl Lauterbach, sagt gegenüber "Frontal 21": "Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, sind sicherlich auch personelle Konsequenzen unabdingbar." Eugen Brysch, Vorsitzender der Stiftung Patientenschutz, fordert eine Verstaatlichung der Aufgaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation, um die Politik mehr in die Verantwortung nehmen zu können. Er hat eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. "Verfassungsrechtlich darf man solche Dinge nicht an private Institutionen delegieren. Sonst nimmt man natürlich politisch Verantwortliche aus der Schusslinie." Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) wollte sich zur Deutschen Stiftung Organtransplantation nicht äußern.
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