ZDF-Pressemitteilung
ZDF: Schwere Vorwürfe gegen DFB-Präsident Mayer-Vorfelder Spielertransfers als Präsident des VfB Stuttgart über Briefkastenfirma abgewickelt
Mainz (ots)
DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder ist möglicherweise in unlautere Spielertransfers verwickelt. Nach Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21" hat Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart unter dem Präsidenten Mayer-Vorfelder Spielertransfers über eine Briefkastenfirma und einen zweifelhaften Spielervermittler abgewickelt. Steuerfahnder Reinhard Kilmer von der Gewerkschaft ver.di, dem das Magazin seine Recherchen in anonymisierter Form vorlegte, erklärte: "Entweder man hat sich hier über den Tisch ziehen lassen. Oder man hat möglicherweise an dieser Konstruktion mitgewirkt, um vielleicht eigene schwarze Kassen zu sponsorn." Hier sei gegen alle Regeln der Sorgfaltspflicht verstoßen worden, die auch ein Wirtschaftsunternehmen beachten müsse. Mayer-Vorfelder wollte sich gegenüber "Frontal 21" nur schriftlich äußern. Er betonte, nicht selbst von Zahlungen aus den Transfers begünstigt worden zu sein. Die geleisteten Zahlungen seien beim VfB Stuttgart ordnungsgemäß verbucht worden.
Bei den fragwürdigen Transfers geht es um den Wechsel des brasilianischen Stürmers Didi zum VfB Stuttgart im Sommer 1999. Auf Anweisung von Didis Spielervermittler Oliveira überwies der VfB Stuttgart damals eine erste Rate der Transfersumme über 625 000 Dollar auf das Konto einer Briefkastenfirma mit Sitz in der Karibik. Berater dieser Firma ist laut Unterlagen, die "Frontal 21" vorliegen, Oliveira selbst. Mit dem Geldtransfer in die Karibik verstieß der VfB Stuttgart nach Expertenmeinung gegen bindende Regeln des Weltfußballverbandes FIFA, denen zufolge Transfersummen ausschließlich direkt an den abgebenden Verein zu zahlen sind.
Nach Abschluss der Verträge stellte sich heraus, dass Didi wegen eines Knieschadens sofort operiert werden musste und für die Bundesliga untauglich war. In Aufhebungsverträgen sicherte der VfB Stuttgart weitere Zahlungen zu, die erneut über das Konto der Briefkastenfirma abgewickelt wurden. Der Bundesligist überwies dabei unter anderem 1,6 Millionen Dollar. Dieser Betrag war laut Aufhebungsverträgen als zinsloses Darlehen für den brasilianischen Verein FC Ituano Sao Paulo gedacht, zu dem Didi wechseln sollte. Mayer-Vorfelder erklärte gegenüber "Frontal 21", der VfB Stuttgart habe aus diesem Vertrag die Möglichkeit, bis 2005 einen Spieler vom FC Ituano zu verpflichten - ein solcher Vertrag werde auf das Darlehen angerechnet.
Eine Rückzahlung des Darlehens in dieser Form hat es aber bis heute offenbar nicht gegeben. "Hier drängt sich der Verdacht auf, dass der abgebende Bundesligaverein sich illegale Vorteile versprochen hat, zum Beispiel durch Zahlungen, die zurück fließen könnten oder durch Unterbringung von Schwarzgeld," sagte der renommierte Sportanwalt Christian Krähe gegenüber "Frontal 21".
Mayer-Vorfelder war zum Zeitpunkt des Transfers auch Vorsitzender des DFB-Ligaausschusses, der unter anderem die Finanzen der Proficlubs kontrollieren soll. Von 1992 bis 1998 war Mayer-Vorfelder außerdem Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, dem wichtigsten Entscheidungsgremium des Weltfußballverbandes. Nachfragen bitte unter: Tel.: 030/2099-1255 (Thomas Fuhrmann) Fax: 030/2099-1289
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