Friedensforscher im "ZDF-Mittagsmagazin": Iranisches Atomprogramm Gefahr für Stabilität im Nahen Osten
Mainz (ots)
Nach Ansicht von Prof. Dr. Harald Müller, dem Vorsitzenden der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, stellt das iranische Atomprogramm eine Gefahr für die Stabilität im Nahen Osten das. Im "ZDF-Mittagsmagazin" am Dienstag, 17. Januar 2006, schloss Müller nicht aus, dass der Iran eine Atombombe bauen könne: "Iran verfügt über fähige Atomwissenschaftler und Ingenieure. Er hat über Jahre Hilfe von außen bekommen, von Pakistan, das bekanntlich über die Bombe verfügt", sagte Müller. Die Iraner erhielten in einem mittleren Zeithorizont auf dem Wege über die Urananreicherung auch genug hochangereichertes Uran, um in der Lage zu sein, die Bombe zu bauen. Das passe ohne Zweifel auch in das Programm des Präsidenten. Für Müller steht außer Frage: "Hätte der Iran die Bombe, würde er eine noch offensivere Außenpolitik fahren, also wieder Unruhe in den Nachbarstaaten stiften", zudem werde er die Terrororganisationen an der Peripherie Israels stärker unterstützen. "Die Lage im Nahen Osten würde mit Sicherheit extrem brisant, wenn das geschehen würde", warnte Müller.
Die diplomatischen Möglichkeiten für diesen Konflikt sieht Müller bereits ausgeschöpft. Der nächste Schritt sei deshalb der Sicherheitsrat. Dies sei möglich, da Russland und in Ansätzen auch China ihre Positionen verändert hätten. "Das ist für sich genommen schon eine Sanktion, weil der Iran genau das unbedingt verhindern wollte", erläuterte Müller im ZDF. Darüber hinaus gäbe es die Möglichkeit ökonomischer Sanktionen, deren Wirkung man nicht unterschätzen sollte. Denn die iranische Wirtschaft sei auf den technologischen Input aus dem Westen angewiesen.
Innenpolitisch geht es dem iranischen Präsidenten Achmadinedschad laut Müller darum, "seine Anhänger um sich herum zu mobilisieren und auf der Klaviatur des iranischen Nationalismus zu spielen". Er wisse, dass er damit auch seine Gegner, von denen er sehr viele im eigenen Land hat, ruhig stellt. Und dass er auch die Massen hinter sich bekommt, die in den ersten Monaten seiner Herrschaft enttäuscht waren, weil er seine Versprechen ihnen gegenüber nicht wahrgemacht hat.
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