Islamexperte Abdullah im "ZDF-Mittagsmagazin": "Gewaltsame Mittel sind nicht gerechtfertigt Koran verkündet Meinungsfreiheit!"
Mainz (ots)
Gegen die Eskalation im Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed hat sich der Islamexperte Salim Abdullah ausgesprochen: "Gewaltsame Mittel sind überhaupt nicht gerechtfertigt", sagte der Senior- Direktor des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland Stiftung e.V. heute im "ZDF-Mittagsmagazin". "Der Koran verkündet vielmehr die Meinungsfreiheit, und zwar in der zweiten Sure. Dort heißt es, es soll kein Zwang sein in Glaubensdingen, und das bedeutet ja auch Meinungsfreiheit." Allerdings müsse man einschränken: "Die islamische Welt ist eben nicht demokratisch. Und von dort aus haben die Muslime auch keine Macht, dass sie eigene Ideen entwickeln könnten. Die Regierungen geben vor, wie sie zu denken haben, und das ist eben das Fatale an dieser Geschichte."
Abdullah sieht dennoch Grenzen für die Form der Berichterstattung: "Die Grenzen sind immer dort, wo das religiöse Gefühl angesprochen, aber auch missbraucht wird, weil die Staaten ja dadurch auch von ihrem Problem ablenken." Grundsätzlich sei für ihn Pressefreiheit ein Wert an sich. Er zeichne Demokratie aus. Dies solle aber nicht verhindern, dass Journalisten darüber nachdächten, dass sie nicht auf einer Insel lebten und auch Gefühle anderer Menschen verletzten könnten. "Einerseits möchte ich nicht, dass Demokratie Vergleiche aus der islamischen Welt zieht, weil diese islamische Welt nicht frei ist. Die Menschen leben in diktaturähnlichen oder diktatorischen Regimen. Aber auf der anderen Seite sage ich mir, wir sollten etwas mehr Gefühl entwickeln. Die Muslime fühlen sich unter Generalverdacht und von dort aus reagieren sie auch. Nehmen wir etwas mehr Rücksicht auf die Gefühle, dass der Prophet eben nicht gezeigt werden darf, und schon gar nicht mit einer Bombe. Das ist nicht fair."
Abdullah sieht einen Weg aus der Krise: "Ich glaube, dass das Geschrei und das Durcheinander wirklich aufhören können, wenn eine Art Entschuldigung kommt. Aber diese Entschuldigung sollte eben nicht im Büßergewand geschehen."Eher solle vielleicht der dänische Ministerpräsident darauf hinweisen, dass die Gefühle der Menschen, die eben aus einer anderen Kultur und einem anderen Religionsverständnis kämen, nicht genügend berücksichtigt worden seien. Das wäre vielleicht wichtig."
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