Börnsen: Endlich - Vertreibung und Flucht gewürdigt
Berlin (ots)
Anlässlich des Kabinettsbeschlusses zur Errichtung eines "Sichtbaren Zeichens gegen Flucht und Vertreibung" erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB:
Es ist zeitgeschichtlich notwendig, gesellschaftlich geboten und politisch klug, dass endlich ein fast ausgegrenztes Kapitel deutscher und europäischer Geschichte nach über 60 Jahren einen festen Standort in der Erinnerungskultur unseres Landes erhält. Zu lange mussten die Betroffenen von Flucht und Vertreibung auf eine Anerkennung in Würde warten.
Die innen- wie außenpolitisch ausbalancierte verantwortungsbewusste und in ihrem Kernbereich klare Entscheidung trägt die umsichtige Handschrift von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Dass es Staatsminister Bernd Neumann MdB gemeinsam mit dem Außen- wie dem Finanzminister gelungen ist, einen Beschlussvorschlag vorzulegen, der dem Koalitionsvertrag ebenso entspricht wie im Grundsatz der Auffassung der beiden Fraktionen von CDU/CSU und SPD findet Anerkennung und wird begrüßt.
Fast 14 Millionen Deutsche mussten als Folge der nationalsozialistischen Diktatur und des von ihr entfesselten Zweiten Weltkrieges ihre vertraute Heimat verlassen, verbunden mit zutiefst schmerzlichen und traumatischen Erfahrungen. Für etwa zwei Millionen Menschen bedeuteten Flucht und Vertreibung den Tod.
Nach vielen Jahren der - ungerechtfertigten - Tabuisierung dieses Themas in der politischen Diskussion wird mit dem heutigen Tag ein Signal zur vollständigen Aufarbeitung unserer Geschichte gesetzt: Das "Sichtbare Zeichen gegen Flucht und Vertreibung" wird als Ausstellungs-, Dokumentations- und Informationszentrum in Berlin entsprechend dem Koalitionsvertrag Erinnerung und Gedenken an das Jahrhundert der Vertreibungen und die damit einhergehenden leidvollen individuellen Schicksale wach halten und zur gemeinsamen Aufarbeitung der Geschichte und zur Versöhnung mit unseren östlichen Nachbarn beitragen. Zur Versachlichung des zum Teil brisanten Themas haben die beiden hervorragenden Ausstellungen des Bundes der Vertriebenen und des Hauses der Geschichte beigetragen. Gleichzeitig hat die Dokumentation des BdV deutlich gemacht, dass sie zur Aufarbeitung dieses Kapitels unserer Geschichte objektive und historisch zutreffende Beiträge geleistet haben und leisten können.
Flucht und Vertreibung der Deutschen werden den Schwerpunkt der Dauerausstellung bilden, anknüpfend an die erfolgreiche Ausstellung "Flucht, Vertreibung, Integration" des Hauses der Geschichte. Einbezogen werden aber auch andere Flucht- und Vertreibungssituationen in Europa im 20. Jahrhundert, darunter auch jene, die von deutscher Seite veranlasst wurden. Wechselausstellungen werden Einzelaspekte der Thematik vertiefen. Hierbei wird die Zusammenarbeit mit in der Kulturarbeit tätigen Einrichtungen der Vertriebenenverbände und dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität eine wesentliche Rolle spielen. Im Dokumentations- und Informationszentrum wird die wissenschaftliche Vertiefung der Thematik gefördert, in Kooperation mit einschlägigen Forschungseinrichtungen im In- und Ausland. Internationale Vernetzung und Austausch, grenzüberschreitende Zusammenarbeit - sie sind nicht nur für die sachgerechte Aufarbeitung des Themas notwendig, sondern Teil und Ziel der Aussöhnung mit unseren Nachbarn.
Besonders dem Kulturstaatsminister ist es mit seinem seit vielen Monaten intensiven und gleichzeitig behutsamen Einsatz für das "Sichtbare Zeichen" gelungen, Misstrauen und Vorurteile dagegen abzubauen. Dafür gebührt ihm unser Dank! Das Gedenken an Flucht und Vertreibung ist Teil unserer deutschen Identität. Wir müssen Erinnerung zulassen und können die Zukunft nur im Bewusstsein unserer Verantwortung für die Vergangenheit gestalten. Daraus erwachsen Versöhnung und Frieden. Das "Sichtbare Zeichen" wird daher nicht nur ein Ort der Erinnerung sein, sondern wir wollen damit insbesondere künftigen Generationen das Ziel aufgeben, Flucht, Vertreibung und ethnische Verfolgung in Europa und weltweit zu ächten.
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