Börnsen: Sprachenvielfalt für ein tolerantes Europa unerlässlich
Berlin (ots)
Anlässlich des 10. Jahrestages der Zustimmung Deutschlands zur Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB:
Alle zwei Wochen stirbt irgendwo auf unserer Welt eine Sprache. Über 3000 Sprachen sind weltweit vom Aussterben bedroht. In Europa sind neun Sprachen fast ganz ausgestorben, 26 weitere stark bedroht. Mit dem schleichenden Sprachentod gehen einher: kulturelle Verarmung, der Verlust traditionellen Wissens, der Kommunikation, der Identität überhaupt. Der Erhalt sprachlicher Vielfalt, der Schutz von Minderheiten- und Regionalsprachen muss daher auf der politischen Agenda eine wesentliche Rolle spielen.
Durch Gesetz vom 9. Juli 1998 hat der Deutsche Bundestag der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen zugestimmt. Deutschland hat sich damit als eines der ersten Länder zum Schutz und zur Förderung seiner nationalen Regional- und Minderheitensprachen verpflichtet: Niederdeutsch, Sorbisch, Friesisch, Romanes und Dänisch. Ihre Pflege und Förderung obliegen zu allererst den Ländern, wobei Schleswig-Holstein als fünfsprachiges Bundesland eine herausragende Vorreiterrolle einnimmt. Doch auch der Bund beteiligt sich intensiv an der Förderung von Minderheiten und Regionalsprachen: Im Jahre 2008 wurden dafür insgesamt von Seiten des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien rund 10 Millionen Euro aufgewendet, ein unverzichtbarer Beitrag der den Respekt vor unserer sprachlichen Vielfalt und den Trägern dieser Sprachen bezeugt.
Doch auch wenn vieles vertraglich und gesetzlich geregelt ist - Sprachgebrauch in Kindergärten und Schulen, in Gottesdiensten, in staatlichen und kommunalen Verlautbarungen, in den Medien, im Justizwesen und im Gesundheitsdienst - für das Überleben der Sprachen wird entscheidend sein, dass sie tatsächlich im Alltag gesprochen und weiterentwickelt werden. Die Übersetzung von Populärliteratur, wie der Asterix-Bände oder Harry Potter ins Plattdeutsche, ist ein wesentlicher Schritt, wieder Menschen für diese Sprache zu gewinnen.
Notwendig ist eine zwischen Bund, Ländern und Kommunen abgestimmte und ressortübergreifende Förderung der Kulturen der autochthonen Minderheiten. Z. B. ein bundesdeutscher Theater- oder Literaturpreis, der die Kunst und Kultur der nationalen Minderheiten oder des Niederdeutschen würdigt. Dies würde auch die Ernsthaftigkeit der Politik unterstreichen, sich neben dem Erhalt des kulturellen Erbes auch für die übergeordnete Bedeutung der Bewahrung von Minderheitensprachen einzusetzen: Toleranz und Offenheit für andere Kulturen, innerstaatliche Verständigung und Integration. Die Vermittlerfunktion von Sprache zu stärken, ist in einem Europa der Regionen, das ethnische Ausgrenzung ablehnt, unerlässlich.
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