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Kampeter: Deutsche Auslandsakademie in Istanbul braucht Exzellenz

Berlin (ots)

Anlässlich der in der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung geführten Debatte über die Ausgestaltung der geplanten 
Deutschen Auslandsakademie in Istanbul erklärt der 
haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und 
Berichterstatter für Kultur und Medien, Steffen Kampeter MdB:
1. Das Projekt einer Auslandsakademie in Istanbul ist eine 
ausschließlich parlamentarische Initiative. Sie ist angeregt durch 
die Villa Massimo in Italien, die durch ihre hervorragende Arbeit in 
den letzten Jahren zum Dreh- und Angelpunkt des deutsch-italienischen
Kulturaustausches geworden und mit dem Anspruch von Exzellenz ein 
zentrales Instrument der Kulturförderung des Bundeskanzleramtes und 
seines Kulturbeauftragten an einem für die deutsche Geschichte und 
Kunstgeschichte höchst bedeutsamen Ort ist: in Rom. Rom wurde 
dereinst West-Rom, weil ein Ost-Rom, nämlich Byzanz, aufgestiegen 
war. Das römische Reich ging dort, im Osten, unter. Und es scheint, 
als ob der Ost-West-Konflikt, der in den Jahrtausenden die 
unterschiedlichsten Formen angenommen hat, auch in unserer Zeit in 
der Türkei, am Bosporus, seine Schnittstelle findet. Die Unterschiede
zwischen Christentum und Islam werden dort offensichtlich, also ist 
Istanbul ein geeigneter Ort intellektueller, aber mit seiner großen 
Tradition besonders künstlerischer Auseinandersetzung. Wenn in 
Deutschland über die Form von Moscheen gestritten wird, dann frage 
ich mich, warum wir das nicht im kleinen Kreis von Künstlern und 
Architekten aus beiden Kulturkreisen schon in Istanbul gemacht haben.
Im Kleinen, ohne den Zwang einer konkreten Realität, entwickeln sich 
die Lösungen, die wir alle, hier wie da, so dringend brauchen. Und 
die verlangen sicher Austausch, aber auch Streit und Kompromiss und 
die Bereitschaft, die Kunst des anderen zu schätzen und seine 
Integrität anzuerkennen, gerade weil der Weg zueinander oft so 
steinig ist. Das erreicht man nicht mit öffentlichen Debatten.
2. Die Kulturhauptstädte Ruhr und Istanbul 2010 bieten einen guten
Rahmen, im gleichen Jahr einen Betrieb zumindest zu starten. Das 
Miteinander von Türken, türkischstämmigen Deutschen, in Deutschland 
geborenen Türken und Deutschen, der Respekt, den wir uns 
untereinander schulden, erfordert geradezu eine Deutsche Akademie in 
Istanbul: wir kommen, wie schon in Rom, um zu lernen, um anzubieten, 
um zu werben - ja, für was eigentlich? Für ein Deutschland, das unter
anderem seine eigenen türkischen Anteile mit in die Türkei bringt. 
Dies ist als Konzept so ungewöhnlich wie die Realisierung politisch 
einzigartig.
3. Die konzeptionellen Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen.
Es finden eine Reihe von Gesprächen mit Multiplikatoren statt, unter 
anderem auch mit dem Goethe-Institut, aber auch mit der Stiftung 
Preußischer Kulturbesitz, der Villa Massimo, der Kulturhauptstadt 
Ruhr. Diese sind noch nicht abgeschlossen, sondern es werden sich 
weitere Gespräche mit Einzelpersonen anschließen. Es ist 
ausgesprochen unglücklich, wenn in diese offene, konzeptionelle 
Denkphase die Goethe-Bürokratie vorprescht mit dem Vorschlag, bei den
Goethe-Instituten zu lokalisieren, was noch gar nicht umfassend 
beschrieben wurde. Dies wird das Parlament entscheiden. Die 
Goethe-Bürokratie sollte sich allerdings abwertender Äußerungen zu 
anderen Mittlern der Kulturpolitik enthalten.
4. Eine aus verschiedenen Erwägungen ins Auge gefasste 
Liegenschaft ist die kaiserliche Sommerresidenz Tarabya. Sie eignet 
sich hervorragend als Akademie. Hans Eichel wollte sie verkaufen, 
doch Statusfragen verhinderten das. Mit dem Orient-Institut gibt es 
weitere Nutzungswünsche. Ein Beherbergungsbetrieb wird dort ebenfalls
vorgehalten. Mit dem Auswärtigen Amt als Verfügungsberechtigtem der 
Liegenschaft wird derzeit an einer Lösung gearbeitet, konzeptionelle 
Wünsche und statusrechtliche Fragen in Übereinstimmung zu bringen.
Allerdings muss eines auch klar sein: das Konzept allein bestimmt 
die Liegenschaft. Sollten also statusrechtliche Fragen einer 
Realisierung entgegenstehen, muss - auch unter der Gefahr einer 
zeitlichen Verzögerung - eine örtliche Alternative in Istanbul 
gefunden werden. Der Exzellenz der Arbeit muss die Exzellenz der 
Liegenschaft entsprechen, und Exzellenz heißt gewiss nicht Luxus, 
sondern Exzellenz in der Verwirklichung künstlerischer Arbeit. Die 
Integrierung der Villa Massimo ins Kanzleramt war ein politisches 
Signal in Hinsicht auf ihre Erstklassigkeit. Genau das muss auch eine
deutsche Akademie in Istanbul erwarten können.

Pressekontakt:

CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Pressestelle
Telefon: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
Internet: http://www.cducsu.de
Email: fraktion@cducsu.de

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