Börnsen: Stiftung im Sinne der Versöhnung
Berlin (ots)
Anlässlich der 2./3. Lesung des Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung "Deutsches Historisches Museum" erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB:
Das vorliegende Gesetz zur Errichtung einer Stiftung "Deutsches Historisches Museum" vervollständigt die Geschichtsaufarbeitung - im Geiste der Versöhnung. Die vorgesehene unselbständige "Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung" wird eingebettet in die Trägerschaft des Deutschen Historischen Museums.
Ein lange tabuisiertes Kapitel unserer Geschichte wird jetzt öffentlich aufgearbeitet: Ein Schweigen über das Schicksal der Vertriebenen wird es nicht mehr geben. Das Tor der Erinnerung wird offengehalten. Der Terror des Nationalsozialismus als Verursacher demaskiert.
Ausgerichtet wird die Arbeit der Stiftung am Gedanken der Aufklärung und Versöhnung mit unseren europäischen Nachbarn.
"Vertreibung ist ein Verbrechen. ... Es war Unrecht, alle Deutsche kollektiv zu vertreiben. Das auszusprechen war zwischen den Jahren 1968 und 1995 fast unmöglich." So hat es der Sozialdemokrat Peter Glotz in der "Welt am Sonntag" 2002 formuliert.
Über 60 Jahre sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen. Sechs Jahrzehnte seit dem Beginn von Flucht und Vertreibung als Folge des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. Fast 14 Millionen Deutsche mussten dabei ihre vertraute Heimat verlassen. Unermessliche Strapazen auf der Flucht, Hunger, Vergewaltigungen, Seuchen und die Aussicht auf eine ungewisse Zukunft kennzeichneten das Leid, das ihnen widerfuhr. Für zwei Millionen Menschen bedeuteten Flucht und Vertreibung den Tod.
Doch es waren nicht nur Deutsche, die dieses harte Schicksal traf. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa mussten zwischen 60 und 80 Millionen Menschen ihre Heimat unter Zwang und politischem Druck verlassen. Mehr als 30 Völker oder Volksgruppen haben im vergangenen Jahrhundert ihre Heimat verloren.
Keines der individuellen Schicksale, keines der Schicksale, das ganze Nationen betraf, lässt sich gegeneinander aufrechnen; vielmehr stellen gewaltsame Flucht und Vertreibung elementare Menschenrechtsverletzungen dar.
Die Regierungsparteien haben sich 2005 in der Koalitionsvereinbarung ausdrücklich zur gesellschaftlichen sowie historischen Aufarbeitung von Zwangsmigration, Flucht und Vertreibung bekannt. Wir haben vereinbart, dass im Geiste der Versöhnung auch in Berlin ein sichtbares Zeichen gesetzt werden soll in Verbindung mit dem europäischen Netzwerk "Erinnerung und Solidarität".
Es soll an das Unrecht von Vertreibung erinnert und Vertreibung für immer geächtet werden. Diese Thematik aufzuarbeiten, ist nicht nur im Interesse der Menschen unseres Landes; es ist auch im Interesse aller Europäer, insbesondere unserer östlichen Nachbarstaaten wie Polen oder Tschechien, aber auch Russland.
Unser ehemaliger Bundespräsident Roman Herzog, hat Erinnerungsbereitschaft und Mut von uns gefordert, da ohne gründliches Wissen um seine Geschichte ein Volk die Herausforderungen der Zukunft nicht bestehen könne. Die neue "Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung" wird diesem Anspruch gerecht.
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