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CDU/CSU - Bundestagsfraktion

Schockenhoff: Russland muss endlich Rechtsstaatlichkeit durchsetzen

Berlin (ots)

Anlässlich der erneuten Morde an einem
Menschenrechtler und einer Journalistin in Russland erklärt der 
Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dr. 
Andreas Schockenhoff MdB, der den Chefredakteur der Novaja Gazeta 
Dmitri Muratov heute zu einer Pressekonferenz im Reichstag eingeladen
hatte:
Der Chefredakteur der Novaja Gazeta Dmitri Muratov hat heute im 
Reichstag die problematische rechtsstaatliche Situation in Russland 
erläutert. Der jetzt ermordete Menschenrechtsanwalt Stanislav 
Markelov vertrat die im letzten Jahr ermordete Anna Politkovskaja und
die jetzt ermordete Journalistin Anastasja Baburova arbeitete für die
kremlkritische Novaja Gazeta. Beide waren Mitarbeiter Dmitri 
Muratovs.
Muratov zeichnete ein düsteres Bild der Pressefreiheit, 
Meinungsfreiheit und rechtsstaatlicher Grundsätze in Russland. 
Kritische Journalisten und oppositionelle Abgeordnete würden 
regelmäßig bedroht, überfallen, erpresst und sogar ermordet. 
Korruption, staatliche Willkür, Missachtung rechtsstaatlicher 
Mindeststandards seien nach wie vor an der Tagesordnung. Die 
Bürokratie in Russland führe ein absolutistisches Eigenleben, und 
große Teile der Staatsorgane würden nationalistische, "faschistoide" 
Gruppierungen und ihre gesetzwidrigen Aktionen decken. Demokratie 
habe unter diesen Bedingungen in Russland einen hoffnungslosen Stand,
auch weil Medwedjews und Putins Ankündigungen, den Rechtsstaat in 
Russland durchzusetzen, bisher reine Lippenbekenntnisse geblieben 
seien. Muratov forderte den Westen auf, sein Verhältnis zu Russland 
nicht nur über die wirtschaftliche Ebene zu definieren, sondern im 
Dialog die problematische innere Verfasstheit des Landes 
anzusprechen.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird diesen Dialog führen und 
verurteilt die erneuten Morde an einem Menschenrechtler und einer 
Journalistin aufs Schärfste.
Diese Morde auf offener Straße tragen Züge einer Lynchjustiz und 
beleuchten genau jenen "Rechtsnihilismus", den Präsident Medwedjew in
Russland eigentlich bekämpfen will. Leider sind aber gerade im 
Rechtsbereich, den der russische Präsident zur "Chefsache" erklärt 
hat, seit seinem Amtsantritt eine Reihe weiterer Rückschritte zu 
verzeichnen. Und entgegen den Ankündigungen des Präsidenten gibt es 
bisher keine konkrete Verbesserung der Situation der Menschen- und 
Bürgerrechte in Russland. Dabei sind unabhängige Journalisten und 
mutige Anwälte genau die Menschen, die der Präsident bräuchte, um 
seine angekündigten Vorhaben wahrzumachen, nämlich Korruption und 
staatliche Willkür in Russland zu bekämpfen. Stattdessen wächst im 
Land ein Klima der Einschüchterung.
Diese Entwicklungen werfen Zweifel an der Fähigkeit des russischen
Staates auf, Recht und Ordnung durchzusetzen. Immer stärker entsteht 
der Eindruck, dass die mangelnde Strafverfolgung derartiger Morde und
vergleichbarer Verbrechen politisch gedeckt oder zumindest 
hingenommen wird.
Der russische Staat und insbesondere Präsident Medwedjew müssen 
dafür sorgen, dass diese Zweifel unbedingt ausgeräumt werden durch 
eine lückenlose Aufklärung und durch die Verurteilung der Schuldigen 
- auch der Hintermänner - in unabhängigen und fairen 
Gerichtsverfahren. Und der Staat muss seine Schutzfunktion gegenüber 
seinen Bürgern besser wahrnehmen. Sonst erscheinen die Ankündigungen 
des Präsidenten für mehr Rechtsstaatlichkeit, mehr Freiheit und für 
eine Stärkung der Bürgerrechte nur als leere Worthülsen.
Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass sich in 
der gestrigen Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion rund 70 Kollegen
meiner Initiative angeschlossen haben, die russische 
Menschenrechtsorganisation MEMORIAL für den nächsten 
Friedensnobelpreis vorzuschlagen.

Pressekontakt:

CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Pressestelle
Telefon: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
Internet: http://www.cducsu.de
Email: fraktion@cducsu.de

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