CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Lammert: Im Reich der Wünsche -
einmalige Chance für die Photographie vertan
Berlin (ots)
Zur Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage zur "Zukunft des Deutschen Centrums für Photographie (DCP) in Berlin" erklärt der kulturpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Norbert Lammert MdB:
Der Eindruck, den führende Vertreter des Fachs nach der Realisierung einer Minimal-Lösung für das Deutsche Centrum für Photographie geäußert haben, scheint zuzutreffen: Es gibt offenbar keine politische Lobby für die Photographie. Dass es sie ganz sicher nicht in der Regierungskoalition gibt, lernen wir aus der nun vorliegenden Antwort.
Die Bundesregierung macht bei der Frage nach dem DCP einen eher unbeteiligten, wenn nicht uninteressierten Eindruck. Obwohl sie Hauptfinanzier der tragenden Stiftung ist, lässt sie an einer solchen Weiterentwicklung kein besonderes Interesse erkennen. Pflichtgemäß weiß sie zu berichten, dass sie "keine Möglichkeiten für die Erhöhung der Zuschussanteile des Bundes und der Länder in den nächsten Jahren zur umfassenden Umsetzung des Konzeptes für das DCP" sieht.
Dennoch ist die Bundesregierung der Auffassung, bei der gefundenen Kleinstlösung handele es sich um eine "Basislösung", die "für einen künftigen Ausbau offen" und - mit Hilfe von Sponsoren - "organisch weiterzuentwickeln" sei. Diese Aussagen verkennen nicht nur die Lage und die besonderen Bedingungen des Kunstmarkts. Es ist auch Augenwischerei und jenseits aller in ähnlichen Fällen gemachten Erfahrungen, anzunehmen, dass ein großer Wurf gelingt, nachdem die erste Chance und viel weitere Zeit vertan ist.
Dass auch die jetzige Lösung nach Auskunft der Bundesregierung die Möglichkeit biete, Privatsammlungen zu akquirieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, dürfte bei genauerem Hinsehen ins Reich der Wünsche gehören. Nicht nur waren bereits konkrete Offerten von Sammlungen im Gespräch, deren Erwerb nun unwahrscheinlich geworden ist. Auch die Erwartung, man könne photohistorisch bedeutende Sammlungen erwerben, ohne ein entsprechend kompetentes Haus hierfür aufzubauen, ist schlicht realitätsfern.
Hier wäre das klare Bekenntnis für die Photographie zur richtigen Zeit das eindeutige Zeichen gewesen, das Weitblick für konzeptionelle Lösungen gezeigt hätte. Nun wird statt dessen weiter auf Zuruf gehandelt - an ambitionierten und folgerichtig kostenaufwendigen Ankäufen, wie der der Sammlung Marx und der geplante Erwerb der Sammlung Marzona, fehlte und fehlt es nicht. Und sie machen deutlich, dass andere Prioritäten gesetzt werden und offenkundig kein ausgeprägtes Interesse an der Photographie besteht.
Nach wie vor fehlt in Deutschland eine Institution, die die Geschichte der Photographie von ihrer Entstehung bis heute historisch, ästhetisch und konservatorisch aufarbeitet und erforscht. In Berlin gab es zu einer entsprechenden Gründung eine vielleicht einmalige Chance, die nun vertan ist. Der internationale Schaden ist nicht gering. Im Ausland begreift man das Scheitern nicht.
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