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Koschyk: Eine Distanzierung von der Vertreibung wäre ein Zeichen der Versöhnung

Berlin (ots)

Zu den Berichten in der Zeitung "Die Welt" vom 29.
Oktober 2002 über das Vorhaben des tschechischen Staatspräsidenten
Vaclav Havel, ein "deutliches Zeichen" der moralischen Distanzierung
von der Vertreibung der Sudetendeutschen zu setzen, erklärt der
vertriebenenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Hartmut Koschyk MdB:
Sollten Presseberichte zutreffen, dass der tschechische
Staatspräsident Vaclav Havel noch vor dem Ende seiner Amtszeit Anfang
2003 ein "deutliches Zeichen" der moralischen Distanzierung von der
Vertreibung der Sudetendeutschen setzen will, so wäre dies eine
begrüßenswerte Geste, die gerade in der heutigen Zeit und mit
Hinblick auf die Osterweiterung der Europäischen Union einen großen
Wert darstellen würde.
Dies wäre um so mehr ein wichtiges Zeichen auf dem Weg zur
Versöhnung, da die rot-grüne Bundesregierung, gerade nach den
schweren Verwerfungen im deutsch-tschechischen Verhältnis in diesem
Jahr, nicht die Kraft zu einer Aufarbeitung der offenen Fragen im
deutsch-tschechischen Verhältnis gefunden hat. Das beharrliche
Ausklammern der offenen Fragen der Vergangenheit hat das
deutsch-tschechische Verhältnis immer wieder schwer belastet. Immer
wieder brechen die offenen Fragen eruptiv hervor und gefährden die
Erfolge der Verständigungsarbeit.
Erst vor wenigen Tagen hat die Europäische Kommission in ihrem
Prüfbericht zur Vereinbarkeit der Benesch-Dekrete mit dem
Rechtsbestand der Europäischen Union der Tschechischen Republik quasi
eine "Generalabsolution" erteilt. Dabei wurde vor allem mit der
Einschätzung, dass das so genannte "Straffreiheitsgesetz" (Gesetz Nr.
115 von 1946), welches Verbrechen an den Deutschen und Ungarn
straffrei stellte, nicht vor dem EU-Beitritt aufgehoben werden muss,
der EU als Rechts- und Wertegemeinschaft einen Bärendienst erwiesen.
Die Europäische Kommission hat sich mit ihrer Einschätzung politisch
einseitig und moralisch fragwürdig orientiert.
Mit seiner nun in Vorbereitung befindlichen Initiative knüpft
Präsident Havel an den Beginn seiner Amtszeit an, denn er war bereits
1989 für eine moralische Distanzierung von den Vertreibungsverbrechen
eingetreten. Auch knüpft er damit an die erst im letzten Monat
veröffentliche gemeinsame Erklärung an, die er mit seinem
österreichischen Amtskollegen Bundespräsident Thomas Klestil
vereinbart hat, die dunklen Kapitel der tschechisch-österreichischen
Geschichte aufzuarbeiten.
Eine Erklärung des tschechischen Staatspräsidenten, die ein
deutliches Zeichen der Distanzierung von der Vertreibung der
Sudetendeutschen beinhaltet, wäre eine begrüßenswerte Geste zur
rechten Zeit und könnte einen guten Ansatzpunkt bieten, dieses dunkle
Kapitel der gemeinsamen deutsch-tschechischen Geschichte zu
bewältigen und mit dem Blick auf ein gemeinsames Europa einen guten
Schritt auf dem Wege zu einer Aussöhnung voranzukommen.
Die rot-grüne Bundesregierung darf diese Zeichen aus Prag nicht
länger übersehen. Sie muss vielmehr die offenen Fragen im
deutsch-tschechischen Verhältnis in einem bilateralen Dialog deutlich
zur Sprache bringen.

Rückfragen bitte an:

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Tel.: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
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