Reiche: Bundeskanzler Schröder hat Ausbildungsversprechen gebrochen
Berlin (ots)
Zur katastrophalen Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt erklärt die bildungs- und forschungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katherina Reiche MdB:
Nach der der Bundesregierung vorliegenden, aber von ihr nicht veröffentlichten Zahlen lag im Berufsberatungsjahr 2001/2002 die Zahl der noch nicht vermittelten Bewerber (23.400, gegenüber dem Vorjahr +14,3 %) weit über dem Bestand (18.000, gegenüber dem Vorjahr -26,6 %) an unbesetzten Berufsausbildungsstellen.
Dabei ist die tatsächliche Lehrstellenlücke sogar noch größer. Wie in den Vorjahren haben sich erneut weniger Jugendliche (-3,6 %) zur Vermittlung einer Ausbildungsstelle bei den Arbeitsämtern registrieren lassen, obwohl die Zahl der Schulabgänger in diesem Jahr bundesweit um 2,6 % oder 23.600 gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist.
Besonders schlimm ist die Situation in den neuen Ländern. Das Ausbildungsstellenangebot hat sich weiter deutlich verringert. Die Zahl der nicht vermittelten Bewerber ist stark auf 8.800 (+1.400 oder +19,6 %) angestiegen. Den Arbeitsämtern im Osten wurden 111.400 Ausbildungsstellen (-10.000 oder -8,2 %) gemeldet, darunter 70.000 betriebliche Ausbildungsstellen (-9.300 oder -11,7 %). Die Zahl der außerbetrieblichen Ausbildungsstellen ist um 800 oder 1,8 % auf 41.500 gesunken. Demgegenüber standen 205.300 Bewerber um einen Ausbildungsplatz.
In allen Arbeitsamtsbezirken Ostdeutschlands war die Zahl der gemeldeten Stellen geringer als die Zahl der gemeldeten Bewerber. Auch in Berlin ist die Situation für die Jugendlichen schwieriger geworden. Knapp zwölf (Vorjahr neun) nicht untergebrachten Bewerbern steht lediglich eine unbesetzte Ausbildungsstelle gegenüber. In den östlichen Bezirken Berlins kommen 5 Bewerber auf eine freie Lehrstelle. Vor allem für Jugendliche mit Hauptschulabschluss haben sich die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt weiter verschlechtert. Besonders ungünstig sieht es für ostdeutsche Hauptschüler aus, deren Anteil an den Bewerbern 21,2%, an den nicht vermittelten Bewerbern dagegen 34,9% beträgt.
In den neuen Bundesländern ist die Mobilitätsbereitschaft nach wie vor auf einem sehr hohem Niveau. Von den 121.500 Bewerbern mit Wohnort in den neuen Ländern, die in eine Berufsausbildungsstelle eingemündet sind, haben rund 23.100 eine Ausbildungsstelle außerhalb des eigenen Arbeitsamtsbezirks aufgenommen. Dies entspricht einem Anteil von 19,0 Prozent (1998: 13,7 %; 1997: 12,1 %).
Aus den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen sind 14.650 Ausbildungssuchende in einem Arbeitsamtsbezirk der alten Länder in eine Berufsausbildung eingemündet. Aufnehmende Regionen waren hier insbesondere Bayern (4.000 Einmündungen von Jugendlichen aus den neuen Ländern), Niedersachen (3.200), und Baden-Württemberg (1.800).
Hinter den dramatischen Zahlen verbergen sich viele persönliche Einzelschicksale. Wenn sich die Bundesregierung effektiver für zusätzliche Ausbildungsplätze eingesetzt hätte, brauchten sich jetzt nicht so viele junge Menschen - und mit ihnen ihre Familien - so große Sorgen um ihre Zukunft zu machen. Besonders schlimm ist die Situation in den neuen Bundesländern.
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat diese Jugendlichen mit Ihren Sorgen allein gelassen. Das Versprechen im Bündnis für Arbeit: "Alle Jugendlichen, die können und wollen, erhalten einen Ausbildungsplatz angeboten", wurde gebrochen. Von der Ausbildungsplatzgarantie hat sich der Bundeskanzler sang und klanglos verabschiedet. Auch von seiner Bildungsministerin ist nichts zu hören.
Geradezu grotesk ist es, dass die Internet-Seiten der Bundesregierung nach wie vor von einem "Ausbildungsboom" sprechen. Peinlich ist es, dass die Bundesregierung damit wirbt, wie "gut" Deutschland in Sachen Ausbildungsplätze sei und welche großartigen Erfolge auf dem Ausbildungsstellenmarkt zu feiern seien. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Sie ist bitter und gepflastert mit Versäumnissen der Regierung Schröder:
Die Lehrstellenlücke wird bewusst verschwiegen;
- es gibt kein Konzept zur Beseitigung der Lehrstellenlücke;
- in Ostdeutschland droht erneut eine massive Abwanderung junger Leute in den Westen;
- Hauptschülerinnen und Hauptschüler werden von der Bundesregierung regelrecht im Stich gelassen;
- der 1. Ausbildungsstellenmarkt erhält zu wenig Anreize;
- Bundes- und Landesprogramme sind nicht effektiv genug aufeinander abgestimmt. Jump ist kein Allheilmittel und zu wenig effektiv.
Die Bundesregierung ist aufgefordert,
- die Wirtschaft von zusätzlichen finanziellen und bürokratischen Lasten zu befreien, damit die Ausbildungsbereitschaft weiter gestärkt wird;
- die Ausbildungsordnungen zu modernisieren, um diese an den tatsächlichen Bedarf der Wirtschaft anzupassen;
- neue Berufsbilder zu schaffen, auch mit geringen theoretischen Anforderungen und einer zweijährigen Ausbildung bzw. dem Erlass von Ausbildungsordnungen für eine Stufenausbildung;
- Prüfungen in mehreren Abschnitten nach dem Modell des credit-point-systems an Hochschulen einzuführen;
- eine breit angelegte Initiative zur Stärkung der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe insbesondere des 1. Ausbildungsstellenmarktes zu starten.
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