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CDU/CSU - Bundestagsfraktion

Eichhorn/Schmidt: Viele Gründe sprechen für die Wehrpflicht

Berlin (ots)

Zum Expertengespräch „Wehrdienst und Zivildienst“
erklären die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Familien, Senioren, Frauen
und Jugend, Maria Eichhorn MdB, und der verteidigungspolitische
Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Christian Schmidt MdB:
Die Anhörung hat uns in der Position gestärkt, dass die Allgemeine
Wehrpflicht beibehalten werden muss. Dabei sollte eine weitere
Verkürzung der Dienstzeit – so das einstimmige Votum der Experten –
unterbleiben. Schwierigkeiten, die ohne Wehrpflicht auf uns zukommen
würden, wären eine Überalterung der Armee und massive Probleme bei
der Nachwuchsgewinnung, insbesondere bei höher qualifizierten jungen
Menschen. Verloren gehen würde der Zugang zur jungen Generation und
dabei vor allem zu jungen Menschen, die aus sozial benachteiligten
Bevölkerungsgruppen kommen und die durch die Bundeswehr die Chance
haben, ihre Schul- oder Berufsbildung nachzuholen. Deutlich machte
das der Vortrag eines Experten aus Belgien, ein Land, das seit elf
Jahren keine Wehrpflichtigen mehr einzieht. Hier hat man jetzt mit
den genannten Problemen zu kämpfen und bemüht sich, mit freiwilligen
Diensten gegenzusteuern. Für Deutschland würde außerdem das Konzept
des „Staatsbürgers in Uniform“, das die enge Verbindung zwischen
Bundeswehr und Gesellschaft garantiert, in Frage gestellt. Hier
garantiert die Wehrpflicht, dass die Bundeswehr sich ständig auf neue
Generationen von jungen Menschen einstellen muss und dadurch am Puls
der Zeit bleibt.
Weitere Ergebnisse der Anhörung waren: Die so genannte
Auswahlwehrpflicht, wie sie unter anderem von der Weizsäcker-
Kommission vorgeschlagen worden ist, ist mit dem Grundgesetz vor
allem aufgrund des Gleichheitsgrundsatzes und des
Verhältnismäßigkeitsprinzips nicht zu vereinbaren. Auch gegen die
neuen Tauglichkeitskriterien, die im April diesen Jahres auf dem
Verwaltungsweg geändert geworden sind, hatten die Experten rechtliche
Einwände, weil die Tendenz besteht, dass dadurch die Wehr- und
Dienstgerechtigkeit aufgeweicht wird. Es wäre Aufgabe des
Gesetzgebers gewesen, Wehrdienstausnahmen und Tauglichkeitsgrade zu
regeln. Auch der Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht erteilten
die Experten aus Verfassungsgründen eine Absage.
Kritisiert wurde, dass Deutschland zurzeit nicht ausreichend auf
Katastrophenfälle vorbereitet ist. Deshalb forderten eine Reihe von
Experten, insbesondere der frühere Generalinspekteur Wellershoff, ein
Gesamtverteidigungskonzept, das innere und äußere Sicherheit
verbindet, und für das die Wehrpflicht unabdingbar ist.
Eine Verkürzung der Zivildienstzeit wird nach Ansicht der Experten
zu spürbaren Einschnitten in den Tätigkeitsbereichen führen, in denen
über das ganze Jahr hinweg eine personelle Besetzung notwendig ist.
Betroffene müssen sich darauf einstellen, dass Krankentransporte,
Schulassistenzen für behinderte Kinder, mobile soziale Hilfsdienste,
in der Betreuung und im hauswirtschaftlichen Bereich,
Versorgungstätigkeiten in Heimen oder der Fahrdienste hiervon
betroffen sind.
Eine Dienstzeitreduzierung bringt für die jungen Männer das
Problem, dass sie nach Abschluss ihrer Dienstzeit häufig nicht sofort
eine Ausbildung oder ein Studium aufnehmen können. Bis zur Aufnahme
entsteht somit eine sinnlose Lücke in ihrer Biographie.
Wir fordern die Bundesregierung auf, darzulegen, auf welche Weise
die bislang von Zivildienstleistenden übernommenen Aufgaben
kompensiert werden können, und welche Aufgaben aufgrund der
Verkürzung der Zivildienstzeit nicht mehr abgedeckt werden. Nur so
kann eine Planungsgrundlage für die Dienststellen sowie für Städte
und Gemeinden, die ihre Dienste neu organisieren müssen, geschaffen
werden.
Hintergrund:
Die Arbeitsgruppen „Verteidigungspolitik“ und „Familie, Senioren,
Frauen und Jugend“ haben am Mittwoch ein Expertengespräch zum Thema
„Weiterentwicklung der Allgemeinen Wehrpflicht und Auswirkungen auf
den Zivildienst“ veranstaltet. Experten waren Admiral a. D. Dieter
Wellershoff, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr, Professor
Dr. Knut Ipsen, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Frank Trojahn,
Stellvertretender Militärattaché der Botschaft des Königreichs
Dänemark, Jean A. G. A. Régibeau, 1. Sekretär der Botschaft des
Königreichs Belgien, Christiane Moll, Referentin für Wehrpflichtrecht
und Zivildienst im Kommissariat der Deutschen Bischöfe Katholisches
Büro in Berlin, Joachim Hagelskamp, Zivildienstexperte beim
Paritätischen Wohlfahrtsverband, und Dieter Hackler,
Bundesbeauftragter für den Zivildienst.
ots-Originaltext: CDU/CSU - Bundestagsfraktion
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