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CDU/CSU - Bundestagsfraktion

Marschewski: „Berliner Erklärung“ zu Vertriebenen- und Aussiedlerfragen einstimmig verabschiedet

Berlin (ots)

Im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung der
Arbeitsgruppe „Vertriebene und Flüchtlinge“ der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion unter der Leitung des Vorsitzenden, Erwin
Marschewski MdB, mit den Verantwortlichen für Vertriebenen- und
Aussiedlerfragen in den unionsregierten Bundesländern am 4. März 2004
wurde die nachfolgende „Berliner Erklärung“ verabschiedet:
Flüchtlings- und Vertriebenenfragen stehen wieder im Mittelpunkt
der politischen Diskussion. Wir halten es daher für angezeigt, unsere
Position deutlich zu machen.
Es gilt das gemeinsame kulturelle und historische Erbe in
Deutschland und Europa zu bewahren.
1.Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird gebeten, einen Antrag in den
Deutschen Bundestag einzubringen, in dem die rot-grüne
Bundesregierung aufgefordert wird, eine neue, zukunftsweisende
Konzeption zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96
Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz vorzulegen. In diese neue
Konzeption sollen die kulturschaffenden Einrichtungen der
Heimatvertriebenen einbezogen werden.
2.Wir unterstützen einen Antrag des Freistaates Bayern, in dem die
Bundesregierung aufgefordert werden soll, sich vor dem Hintergrund
der Osterweiterung der Europäischen Union auf europäischer Ebene für
ein EU-Programm zur Kulturpflege europäischer Vertreibungsgebiete
einzusetzen.
3.Wir wollen ein „Zentrum gegen Vertreibungen“ und zwar in Berlin.
Wir bitten die Landesregierungen, dieses „Zentrum gegen
Vertreibungen“ auch finanziell zu unterstützen.
4.Wir fordern erneut, den 5. August zum „Nationalen Gedenktag für
die Opfer der Vertreibung“ zu erheben. Die Ministerpräsidenten der
unionsregierten Bundesländer werden gebeten, sich für die Schaffung
eines solchen Gedenktages einzusetzen.
5.Den deutschen Zivilisten, die am Ende des Zweiten Weltkriegs
Opfer von Zwangsarbeit geworden sind, soll als humanitäre Geste eine
Entschädigung gewährt werden.
6.Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine umfassende
Schlussgesetzgebung zum Kriegsfolgenrecht vorzulegen. In dieser
sollen noch offene Fragen bzw. bestehende Härten Berücksichtigung
finden. Hierzu zählt neben einer symbolisch-materiellen Würdigung des
Schicksals deutscher Zwangsarbeiter auch die Bereinigung von
Stichtagshärten des Vertriebenenzuwendungsgesetzes.
7.Im Bereich der Integration der Spätaussiedler sind Kürzungen der
Sprachfördermaßnahmen rückgängig zu machen. Auch wird die
Bundesregierung aufgefordert, den Ausstieg des Bundes aus dem
schulischen Sprachunterricht im Sprachförderbereich solange
zurückzuziehen, bis die Finanzierung eines
Gesamtintegrationskonzeptes gesetzlich geregelt ist.
8.In Bezug auf die im rot-grünen Zuwanderungsgesetz geregelte
Ausreise von deutschen Spätaussiedlern fordern wir die Beibehaltung
der bisherigen Regelung, beim Führen des Abstammungsnachweises auch
die Generation der Großeltern zu berücksichtigen. Ob ein Sprachtest
für Familienangehörige nicht zu Ausweichreaktionen über das
Ausländerrecht führt, muss überprüft werden. Der verlangte Sprachtest
für Familienangehörige soll Grundkenntnisse der deutschen Sprache
umfassen. Er soll wiederholbar sein.
9.Die Aufarbeitung der Vertreibungsgeschichte ist ein wichtiger
Gegenstand des Schulunterrichtes und sollte daher fester Bestandteil
in den Lehrplänen der weiterführenden Schulen sein. Die
Lehrerausbildung und die Lehrerfortbildung sollen entsprechend
gestaltet werden.
10.Auch nach der Osterweiterung der Europäischen Union bleiben die
offenen Fragen der gemeinsamen Geschichte Thema im Verhältnis zu
Deutschlands östlichen Nachbarstaaten. Dies gilt vor allem für Fragen
des Fortbestands von Vertreibungs- und Entrechtungsdekreten, die
nicht Teil des Rechts- und Wertebestands der Europäischen Union sein
dürfen.
Die Erklärung wurde von folgenden Vertretern der unionsregierten
Bundesländer beschlossen:
Christa Stewens MdL	
Bayerische Staatsministerin für Arbeit, Sozialordnung, Familie und
Frauen
Heribert Rech MdL
Staatssekretär im Innenministerium
des Landes Baden-Württemberg
Paul Uwe Söker
Staatssekretär im Innenministerium
des Landes Sachsen-Anhalt
Dr. Dr. Michael Antoni
Staatssekretär im Staatsministerium des Innern
des Freistaates Sachsen
Rudolf Götz MdL	
Landesbeauftragter der Landesregierung Niedersachsen
für Aussiedler- und Vertriebenenfragen
Rudolf Friedrich
Landesbeauftragter der Hessischen Landesregierung
für Aussiedler und Vertriebene
Thomas Hutt
Abteilungsleiter im Thüringer Innenministerium
ots-Originaltext: CDU/CSU - Bundestagsfraktion
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