Böhmer: Den demografischen Wandel gestalten!
Berlin (ots)
Zur Eröffnung des Kongresses der CDU/CSU- Bundestagsfraktion Deutschland im demografischen Wandel erklärt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Prof. Dr. Maria Böhmer MdB:
Der demografische Wandel in Deutschland ist in vollem Gange. Innerhalb von 100 Jahren halbiert sich der Anteil junger Menschen in unserer Gesellschaft. Zugleich nimmt unsere Lebenserwartung stetig zu. Jedes zweite Mädchen, das heute geboren wird, hat eine Lebenserwartung von 100 Jahren, jeder zweite Junge von 95 Jahren. Der Anteil der über 60jährigen könnte im Jahr 2030 bei knapp 40 Prozent liegen. Die Umkehrung der Alterspyramide, die Schrumpfung der Bevölkerung in Deutschland bei gleichzeitiger Überalterung wird tiefgreifende Veränderungen bringen für jeden Einzelnen ebenso wie für die Gesellschaft als ganzes.
Die Politik steht in der Verantwortung, angesichts der demografischen Entwicklung so weit wie möglich in die Zukunft zu blicken und vorausschauend zu handeln. Dabei stehen wir vor einer doppelten Aufgabe. Auf der einen Seite müssen wir durch eine Familienpolitik aus einem Guss die Familie stärken. Auf der andere Seite gilt es, in allen Lebensbereichen den demografischen Wandel aktiv zu gestalten.
Immer mehr ältere Menschen sind im Alter gesund und leistungsfähig. Die vor uns liegende Entwicklung wird die Lage am Arbeitsmarkt verändern. Deshalb müssen wir die Erfahrungen und Kompetenzen der Älteren nutzen und sie nicht ins Abseits drängen. Bisher ist die Arbeitsmarktlage für 55- bis 64-Jährige jedoch verheerend. Gerade erst haben nach einer neuen Studie 15 Prozent der Unternehmen erklärt, dass sie grundsätzlich nicht bereit sind, ältere Arbeitnehmer einzustellen. Fast jedes dritte Unternehmen will über 50jährige Mitarbeiter nur dann einstellen, wenn Beihilfen gezahlt werden und es keine jüngeren Bewerber gibt. Hier müssen Unternehmen umdenken! Wir müssen den Älteren vermitteln, dass sie gebraucht werden, und zwar im Beruf ebenso wie in der Familie und als Bürger. Die Erhaltung der Innovationsfähigkeit und Innovationsbereitschaft wird eine vordringliche Aufgabe für Wirtschaft und Politik sein. Lebenslanges Lernen und berufliche Weiterbildung müssen an Bedeutung gewinnen. Auch hier steht die Wirtschaft, stehen die Arbeitgeber in der Pflicht.
Die Finanzwelt wird sich auf eine ältere Kundschaft einstellen müssen: Die ältere Generation hatte in der Summe noch nie so viel Geld wie heute zur Verfügung. Deshalb brauchen wir attraktive Anlageprodukte, gerade auch für die private Alterssicherung. Auf der anderen Seite kann es nicht sein, dass man im Alter von 65 Jahren keinen Kredit mehr bekommt.
Schließlich werden der demografische Wandel und die Abwanderung aus den wirtschaftlich schwachen Regionen zuerst im Osten zu einer Entvölkerung ganzer Landstriche führen. Hier sind vor allem die Kommunen gefragt, neue Konzepte zu erarbeiten. Wir brauchen andere Wohnformen für das Alter. Entfernungen müssen stärker nach dem Zeitmaß älterer Menschen berechnet werden. Wir brauchen ein anderes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, das nicht nur seniorengerecht, sondern menschengerecht ist und damit auch Schwangeren, Familien und Behinderten das Leben erleichtert. Wir brauchen mehr Orte der Begegnung wie z. B. das Mehrgenerationenhaus.
Diese Fragen sind es, die uns mit aller Dringlichkeit beschäftigen müssen. Jetzt ist die Zeit zum Umsteuern gekommen.
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