Reiche/Müller: Handeln für das Land der Dichter und Denker
Berlin (ots)
Anlässlich der Anhörung Situation der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in Deutschland im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung erklären die bildungs- und forschungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katherina Reiche MdB, sowie der verantwortliche Berichterstatter für Geistes-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Bernward Müller MdB:
Nach Differenzierung, Bandbreite der Fächer, internationaler Sichtbarkeit, Forschungsbeiträgen und Absolventenzahlen stehen die Geisteswissenschaften in Deutschland an erster Stelle. Deutschland ist weltweit gesehen noch immer das klassische Land der Geisteswissenschaften. Diese Wissenschaften leisten mit ihrer internationalen Zusammenarbeit einen häufig unterschätzten Beitrag zur auswärtigen Kulturpolitik Deutschlands.
Dennoch sehen sich die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften in Deutschland zunehmend abgewertet und unter verstärktem Legitimationsdruck gegenüber den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Vielfach haben sie es schwer, positiv an innovativen Organisations- und Finanzierungsformen zu partizipieren, die für anwendungsorientierte technische Fächer zugeschnitten sind, so beispielsweise bei der Einwerbung von Drittmitteln. Auch die flächendeckende Einführung der Juniorprofessur und von Bachelor- und Materabschlüssen im Rahmen des Bologna-Prozesses stellen die Geisteswissenschaften mit ihren spezifischen Strukturen vor erhebliche Herausforderungen.
Dabei bietet der Bologna-Prozess und die damit verbundene Umstellung der Studienstruktur gerade für die geisteswissenschaftlichen Fächer an den Universitäten eine hervorragende Chance für neue Formen der Kooperation mit anderen Fächerkulturen und eine differenzierte Vorbereitung auf die verschiedensten Berufsfelder. Die Berufseinstiegschancen von Absolventen der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zu verbessern ist auch ein erklärtes Ziel der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Wir werden die Ergebnisse der heutigen Anhörung auch daraufhin auswerten, wie wir die Verbindungen zwischen Universitäten und Wirtschaft so verbessern können, dass junge Menschen mit geisteswissenschaftlichem Hochschulabschluss ohne lange Wartezeiten in einen Beruf kommen. Daneben gilt es auch sicherzustellen, dass Akademiker mit ihrem erworbenen Wissen dem deutschen Bildungssystem erhalten bleiben, um dem vielfach beklagten brain-drain, dem Verlust von Wissenschaftlern und ihren Kompetenzen vor allem an den europäischen und amerikanischen Raum, zu begegnen.
Nach der heutigen Anhörung fordern wir:
1. dass die Geisteswissenschaftlichen Zentren, die zeitlich befristet eingerichtet und von der DFG gefördert werden, eine Zukunft über das Jahr 2007 hinaus haben;
2. zu prüfen, ob durch die verstärkte Einrichtung von so genannten Institutes of Advanced Studies und Wissenschaftskollegs ein Beitrag zur Unterstützung geisteswissenschaftlicher Forschung geleistet werden kann;
3. das von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordinierte Akademienprogramm zum Förderprogramm der geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung in Deutschland weiterzuentwickeln. Daher muss der schleichenden Aushöhlung des Programms entgegengewirkt und eine langfristige Planungssicherheit erreicht werden.
Nicht zuletzt gilt es zu prüfen, wie sich die Geisteswissenschaften am gesellschaftlichen Diskurs sichtbar beteiligen können und welchen Beitrag die Vertreter dieser Fächer selbst zur Verbesserung der Situation leisten können. Darin wollen wir die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bestärken und unterstützen.
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