Widmann-Mauz/Klöckner: Leben schenken durch Organspende!
Berlin (ots)
Zum Tag der Organspende am 4. Juni erklären die gesundheitspolitische Sprecherin, Annette Widmann-Mauz MdB, und die Berichterstatterin für Transplantationsmedizin in der Enquete- Kommsission "Ethik und Recht der modernen Medizin", Julia Klöckner MdB:
Aufgrund des Mangels an postmortalen Spenderorganen haben sich die Lebend- und Gewebespenden längst zum wichtigen Bestandteil der Transplantationsmedizin entwickelt. Mit den Zellen und Geweben eines einzigen Toten könnte inzwischen beispielsweise mehr als 50 Menschen geholfen werden, ohne dass ein ganzes Organ verpflanzt werden muss. Bereits im Jahr 2000 profitierten mehr als 800.000 Patienten in Deutschland von der Gewebespende, und die Anwendungsgebiete werden immer zahlreicher.
Zur Lebendorganspende hat die Enquete-Kommission vor kurzem einen umfassenden Bericht verabschiedet. In diesem Bericht sind allerdings auch eine Reihe von Problemen aufgeworfen, insbesondere wurde darin auf Interessenkonflikte zwischen der Organverteilung, der Organverwertung und Vermarktung hingewiesen. Falsche Anreizstrukturen müssen vermieden werden. Und die Lebendorganspende sollte die absolute Ausnahme bleiben. Bei einer ungeregelten Ausweitung würde dem Kommerz die Bahn geebnet. Zumal die Lebendspende keine risikolose Gabe des Spenders ist. Für bessere Verwaltung und Verteilung von Geweben müssen jedoch im Rahmen unseres Transplantationsgesetzes klarere rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Die Förderung der Organ- und Gewebespende gilt bereits seit 1997 nach dem Transplantationsgesetz als Gemeinschaftsaufgabe in Deutschland. Um in Zukunft mehr Menschenleben retten zu können, müssen wir nicht nur die Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeiten optimieren, sondern auch folgende neue, konkrete Maßnahmen angehen:
bundesweit Transplantationsbeauftragte an Kliniken mit Intensivbetten verbindlich einzuführen,
das Knowhow, vor allem in den kleineren Krankenhäusern, bezüglich des Ablaufs der Organspende zu erhöhen,
verbindliche Weiterbildungsmaßnahmen sowie psychologisch-emotionale Betreuung für das Krankenhauspersonal vorzusehen, u.a. auch Trauerseminare zur Erleichterung des Angehörigengespräches anzubieten,
die breite Information und Aufklärung regelmäßig und flächendeckend zu intensivieren,
das Thema Organspende verpflichtend in die Lehrpläne und die Erste- Hilfe-Kurse zur Führerscheinprüfung aufzunehmen,
auf der elektronischen Gesundheitskarte der Krankenkasse die Spendebereitschaft zu notieren und regelmäßig neu abzufragen sowie
die Hausärzte intensiver in die Thematik einzubinden.
Alle fünf Stunden benötigt ein Mensch in Deutschland ein Spenderorgan. Eine Organtransplantation sorgt heute mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit dafür, dass verlorene körperliche Funktionen wieder hergestellt werden können. Für viele chronisch schwer kranke Patienten ist die Transplantation die einzige Möglichkeit, weiterzuleben oder die Lebensqualität entscheidend zu verbessern.
In Deutschland werden jährlich über 4.000 Transplantationen vorgenommen. Auf den ersten Blick eine beeindruckende Zahl. Jedoch stehen rund 12.000 Patienten, davon etwa 10.000 Nierenpatienten, auf der Warteliste. Durchschnittlich fünf Jahre verweilen Patienten auf dieser Warteliste.
Die Wartezeit liegt nicht etwa an fehlenden Operationskapazitäten. Moderne Transplanta-tionszentren sind in Deutschland in ausreichender Anzahl vorhanden. Das Problem ist schon seit Jahren der Mangel an Spenderorganen. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2003 stehen zwar 85 Prozent der Bundesbürger einer Organspende positiv gegenüber: Einen Organspendeausweis, der diesen Entschluss auch dokumentiert, haben aber nur 11 Prozent ausgefüllt. Wenn also kein Organspendeausweis vorliegt, bedeutet dies bei der in Deutschland gültigen erweiterten Zustimmungsregelung im Fall des Hirntodes, dass die Angehörigen gemäß dem bekannten oder mutmaßlichen Willen des Verstorbenen entscheiden müssen. Damit sind viele in dieser Grenzsituation überfordert und lehnen viel zu oft eine Spende ab.
Wer sich zu Lebzeiten mit dem Thema Organspende beschäftigt und seine Entscheidung in einem Organspendeausweis festhält und dieses mit den Angehörigen bespricht, erspart seinen Nächsten eine belastende Entscheidung!
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