Marschewski: Türkei sollte Aufarbeitung des Völkermordes an den Armeniern als Chance im Demokratisierungsprozess nutzen
Berlin (ots)
Anlässlich der Beschlussfassung über den fraktionsübergreifenden Antrag Erinnerung und Gedenken an die Vertreibungen und Massaker an den Armeniern 1915 im Deutschen Bundestag am 16. Juni 2005 erklärt der Vorsitzende der Arbeitgruppe Vertriebene und Flüchtlinge der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erwin Marschewski MdB:
Es ist erfreulich, dass alle Fraktionen des Deutschen Bundestages nach der Initiative der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für ein Gedenken an die Vertreibungen und Massaker an den Armeniern in den Jahren 1915 und 1916 in der Türkei zu einem gemeinsamen Antrag gekommen sind, der eine Aufarbeitung dieses Kapitels der Geschichte einfordert.
Zahlreiche Staaten in Europa haben die Verbrechen an den Armeniern durch die Jungtürkische Bewegung als Völkermord anerkannt, auch existieren Parlamentsbeschlüsse, darunter der der französischen Nationalversammlung vor vier Jahren.
Bei den Forderungen des gemeinsamen Antrags geht es nicht darum, die Türkei an den Pranger zu stellen, sondern die Grundlage für eine auf historischer Aufarbeitung beruhende Aussöhnung zu schaffen.
Die Türkei sollte eine Aufarbeitung des Genozids an den Armeniern und anderen christlichen Volksgruppen, Aramäern, Assyrern und Chaldäern auch als Chance im Demokratisierungsprozess verstehen.
Leider haben das Verhalten der türkischen Regierung, ebenso wie diesbezügliche Beschlüsse des türkischen Parlaments und auch die reflexhaften Aktionen türkischer Diplomaten in Deutschland in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, die Türkei versuche mit Macht eine objektive Aufarbeitung dieses Kapitels ihrer Geschichte zu verhindern.
Uns Deutschen muss ebenfalls an einer Aufarbeitung dieser schweren Menschenrechtsverletzungen gelegen sein. Denn Deutschland trägt eine historische Mitverantwortung, weil das deutsche Kaiserreich zum Zeitpunkt der Vertreibungen im Osmanischen Reich einen der Hauptverbündeten des Ersten Weltkrieges hatte und deshalb nichts unternommen hat, um die schrecklichen Massaker und Vertreibungen zu verhindern.
Ferner könnte eine Aufarbeitung dieses Kapitels einen Beitrag zur Beilegung der heute noch bestehenden erheblichen Konflikte zwischen der Türkei und Armenien im Kaukasus beitragen. Nicht zuletzt würde eine objektive Aufarbeitung einen wichtigen Beitrag zur Aussöhnung zwischen Türken und Armeniern in Deutschland leisten.
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