Börnsen: Das Jahrhundert der Vertreibungen -Dokumentation europäischer Schicksale
Berlin (ots)
Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts" der Stiftung " Zentrum gegen Vertreibungen" im Berliner Kronprinzenpalais erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB:
Vertreibung - das bedeutet erzwungenen, oft gewaltsamen Heimatverlust, Entwurzelung, Auflösung der alten und bekannten Lebenswelten. Im Europa des 20. Jahrhunderts wurde dieses Schicksal Millionen von Menschen aus unterschiedlichen Völkern zuteil.
Die europäische Dimension und die historisch-politischen Hintergründe von Vertreibungspraxis zu zeigen, ist das Ziel der Ausstellung "Erzwungene Wege". Wissenschaftler und Experten bezeichnen die Ausstellung als sachkundig und historisch zutreffend. Anhand von neun ausgewählten Fallbeispielen werden unterschiedliche Beweggründe und Rahmenbedingungen für Vertreibungen deutlich gemacht: Der Völkermord an den Armeniern, der "Bevölkerungsaustausch" zwischen Griechen und Türken, die Vertreibung der Juden als "Baustein des Holocaust", die Umsiedlung der West-Karelier, die Zwangsumsiedlungen und Deportationen der Polen, Balten und Ukrainer, die Vertreibung und Verschleppung der Deutschen ab 1944, die Vertreibung der Italiener aus Jugoslawien ebenso wie die Vertreibungen als Folge des Zypern-Konflikts und Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien, - alle Schicksale werden im jeweils historischen Kontext behandelt. Das Kernthema der Ausstellung ist das Prinzip ethnischer Homogenisierung, das die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts in unterschiedlichen Ausformungen durchzogen hat.
Das Vertreibungsschicksal der Deutschen nimmt in dieser Konzeption keine Sonderstellung ein. Der von polnischer und tschechischer Seite erhobene Vorwurf des Revanchismus greift in keiner Weise. Bereits 1950 haben die deutschen Heimatvertriebenen in ihrer Charta erklärt, dass sie auf Rache und Vergeltung verzichten, dass sie mit allen Kräften die Schaffung eines geeinten Europas unterstützen, in dem die Menschen furcht- und zwanglos leben können und dass sie unermüdlich am Wiederaufbau Deutschlands und Europas teilnehmen werden. Die erhobenen Vorwürfe gegenüber den Trägern der Ausstellung sind auch vor diesem Hintergrund unfair und unvertretbar.
Vielmehr führt die Ausstellung "Erzwungene Wege" das von allen betroffenen Völkern und Individuen durch gewaltsamen Heimatverlust gleichermaßen durchlittene Elend vor Augen. Ebenso deutlich wird, dass Vertreibung ein Ausfluss politischer Willkür ist, die ganz unterschiedlichen Staatsformen entspringt. Nicht nur totalitäre Staaten haben Menschen wie Schachfiguren über ihr Planbrett geschoben.
Damit trägt die Ausstellung wesentlich dazu bei, das Thema "Vertreibung" weiter in den Blickpunkt zu rücken und zwar auch für Gegenwart und Zukunft, so wie auch die zeitweilig parallel laufende Ausstellung "Flucht, Vertreibung, Integration" im Deutschen Historischen Museum die immense Bedeutung dieser Thematik aufgegriffen hat, wenn auch aus einer anderen Perspektive. Denn noch immer finden auf der Welt durch Krieg und Gewalt riesige Menschenverschiebungen statt, werden Volksgruppen ihrer angestammten Heimat beraubt, oft ohne Hoffnung auf tragfähige Hilfe. Daher sollte die Ausstellung auch als Mahnung begriffen werden, uns weiterhin entschieden gegen derartige Verbrechen einzusetzen.
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