Regisseur Leander Haußmann: "Ich wundere mich immer noch, dass ich Steuern zu bezahlen habe"
Hamburg (ots)
"In der DDR habe ich 20 Prozent Steuern gezahlt, dann kam der Westen und es wurde kompliziert. Am Ende des Jahres wundere ich mich immer noch, dass ich Steuern zu bezahlen habe. Dieses ewige Antanzen beim Finanzamt, ständig muss ich um Stundung der Raten bitten - ich bin da einfach sehr, sehr unfähig", gesteht Leander Haußmann im Interview mit dem Frauenmagazin EMOTION (Ausgabe 02/2014 jetzt im Handel, www.emotion.de). Geld auszugeben falle ihm hingegen leicht: "Aber dafür bin ich der ideale Konsument. Ich bin so leicht verführbar", sagt der 54-jährige Erfolgsregisseur, der sich als Elektronik-Fan outet und schon zu Jugendzeiten in der DDR einen großen Traum hatte: "reich werden". Das Rezept des gebürtigen Quedlinburgers: "Ich wusste, berühmt und reich, das könnte kompatibel sein."
Mit dem Berühmtsein war es dann doch nicht so ganz einfach: Seine Zeit als Intendant des Schauspielhauses Bochum kommentiert er so: "Die Meinungsträger der Stadt, die Apotheker, Gymnasialdirektorinnen und Bäcker habe ich eher links liegen lassen. Ich lehne Lobbyarbeit ab. Daher wurde ich schnell als unfähig abgestempelt. Aber ich habe keinen Bock, meine Lebenszeit mit Menschen zu verbringen, die mich unendlich langweilen." Heute hat Haußmann ein ambivalentes Verhältnis zum "Revier", er sagt: "Bochum ist Hass und Liebe". Früher habe ihn die Atmosphäre in der Stadt an die DDR erinnert, "doch der Kampf gegen Unternehmertum und Unterdrückung ist passé. Heute ist Bochum schick, das Paris der Region, eine richtige Lichterstadt", so der Regisseur, der mit den Filmen "Sonnenallee" und "Herr Lehmann" große Erfolge im deutschen Kino feierte.
In seiner kürzlich erschienen Autobiografie mit dem Titel "Buh" verarbeitet er seine Erfahrungen am Theater, die auch bedeuteten, vom Publikum ausgebuht zu werden. Anders als man es beim einstigen Enfant Terrible der Theaterszene vermutet, ist seine Disziplin als Autor preußisch: "Ich stehe gegen fünf Uhr auf, mache 20 Liegestütze, trinke einen Kaffee und rauche eine Zigarette. Bis sich der Hunger meldet, esse ich nichts und schreibe. Gegen 13 Uhr kann ich keine Zeile mehr denken und den Rest des Tages Dinge tun, die mir Spaß bereiten", erzählt der Vater zweier Töchter. Auch wenn der Regisseur und Schauspieler behauptet, weder gute noch schlechte Kritiken zu lesen, treibt ihn bei seinem neuen Buch eine Sorge um: "Ich habe dauernd Angst, der Verleger will nur eine weitere Prominentenbiografie neben Helmut Berger, Boris Becker oder Dieter Bohlen auf den Grabbeltisch werfen", so Leander Haußmann im EMOTION-Interview.
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