Alle Storys
Folgen
Keine Story von WDR Westdeutscher Rundfunk mehr verpassen.

WDR Westdeutscher Rundfunk

Merkel rät im WDR 5-Interview trotz positiver Konjunkturprognosen zu Vorsicht

Köln/Berlin (ots)

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in einem
Interview für die WDR 5-Sendung "Platz der Republik" (heute, 
19.05-19.30 Uhr) trotz guter Konjunktur-Nachrichten zu Vorsicht 
gemahnt: "Wir haben wahrscheinlich die Talsohle erreicht. Aber ob das
schon ein stabiles Wachstum ist oder ob das erste Effekte sind, die 
dann auch wieder ein bisschen abflachen können, das kann im 
Augenblick noch keiner sagen." Nun gehe es darum, möglichst viel 
Wachstum zu erzeugen, um aus der Talsohle rauszukommen und, so 
Merkel, "dann nach dem Motto ,Wachstum schafft Arbeit' auch möglichst
viele Arbeitsplätze zu retten oder neue zu schaffen."
Zu Prognosen der Unternehmensberatung Roland Berger, nach dem Ende
der Abwrackprämie seien zehntausende Jobs in der deutschen 
Automobilindustrie in Gefahr, sagte die Kanzlerin: "Ich halte in der 
augenblicklichen Zeit all die Prognosen für sehr vage, weil kein 
Mensch genau weiß, wie sich das Kaufverhalten auf dem chinesischen, 
auf dem japanischen, auf dem amerikanischen Automarkt entwickelt. 
Dass die Automobilindustrie durch eine schwierige Zeit geht, wissen 
wir." Die Bundesregierung habe durch die Abwrackprämie ihren Beitrag 
dazu geleistet, dass der Binnenkonsum stabilisiert wurde: "Das hat 
auch sehr gut funktioniert." Merkel kündigte an, sich im September 
auf der Internationalen Automobilausstellung zu informieren, wie sich
die deutschen Aussteller auf Zukunftstechnologien wie 
Elektromobilität und Hybridantriebe vorbereiteten: "Davon wird 
abhängen, wie viele Arbeitsplätze wegfallen und wie wir die 
Umstrukturierung schaffen."
Gelassenheit bei Opel-Lösung angesagt
Bei den Verhandlungen mit der amerikanischen Seite über die 
Zukunft von Opel riet Merkel zu Gelassenheit: "Wir sollten die 
Gespräche zügig führen, aber auch die Fragen in Ruhe beantworten. 
Wenn wir jetzt dort unruhig werden, würden wir unsere 
Verhandlungsposition schwächen." Der von der Bundesregierung 
verbürgte Überbrückungskredit reiche "noch eine ganze Zeit". 
Allerdings, so Merkel weiter, wäre es für die Arbeitnehmer und das 
Unternehmen selbst sehr sinnvoll und wichtig zu wissen, wie die 
Zukunft aussieht.
Sarkozy-Besuch: Gemeinsam mit Frankreich Regelungen für G 20 
erarbeiten
Bei dem am Montag stattfindenden Treffen mit Frankreichs Präsident
Nicolas Sarkozy gehe es um gemeinsame Aktivitäten zur weiteren Lösung
der Finanzmarktkrise und um die Frage "Was können wir tun, damit 
nicht immer größere Risiken eingegangen werden, sprich, was kann man 
für den gesamten Bereich der Bonuszahlungen und der Gehaltsstruktur 
der Akteure in den Finanzmärkten machen." Deutschland habe bereits 
gesetzliche Maßnahmen ergriffen, Frankreich den Weg der 
Selbstverpflichtung gewählt, sagte Merkel im WDR: "Wir werden unsere 
gemeinsamen Aktivitäten von Deutschland und Frankreich Revue 
passieren lassen und daraus eine Position erarbeiten, die Deutschland
und Frankreich für den G20-Gipfel einnimmt. Wir müssen solche Dinge 
international regeln. Das kann nicht nur national sein."
Koalition mit den Grünen keine Option
Die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin lehnt eine schwarz-grüne 
Koalition nach der Bundestagswahl ab: "Ich will für die nächste 
Legislaturperiode keine Koalition mit den Grünen. Unsere Programme 
unterscheiden sich doch erheblich. Und deshalb stellt sich für mich 
diese Option nicht."  Auch ein Bündnis von Union, FDP und Grünen ist 
nach Merkels Ansicht nicht angebracht: "Ich glaube nicht, dass es zu 
einer Jamaika-Koalition kommen wird. Das muss man sehr nüchtern 
sehen. Ich sage ja schon, dass ich die Option von Schwarz-Grün nicht 
sehe und umso weniger eine so pikante Mischung." Die sei eine 
theoretische Diskussion: "Man muss sich einmal vorstellen, vor 
welchen Herausforderungen unser Land steht. Wir haben keine Zeit, 
unentwegt zu diskutieren, sondern wir müssen handeln." Sie werde für 
ihre Wunschkoalition mit der FDP kämpfen: "Und ich glaube, wir haben 
auch gute Chancen."
Merkel setzt bei Landtagswahlen auf stabile Verhältnisse
Angesichts der zu erwartenden Verluste der CDU bei den am 
Wochenende anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und im 
Saarland verwies Merkel auf die besondere Situation der 
Landtagswahlen vor fünf Jahren: Die CDU sei inzwischen 
Regierungspartei und nicht mehr auf dem Höhepunkt der Opposition 
gegen Rot-Grün. "Wir kämpfen dafür, dass wir möglichst stark sind und
haben auch aus meiner Sicht recht gute Chancen. Was man aber 
festhalten kann, ist, dass Rot-Grün überhaupt keine Machtperspektive 
mehr hat. In keinem dieser drei Länder ist diese Perspektive da. Das 
führt die SPD dazu, dass sie doch sehr mit den Linken anbändelt. Ich 
halte das für die jetzigen Zeiten für die vollkommen falsche Option. 
Wir brauchen klare, stabile Verhältnisse, die auf Wachstum und Arbeit
ausgerichtet sind", so Merkel. Die Ergebnisse der Landtagswahlen 
seien aber keinesfalls die Vorwegnahme der Bundestagswahl.
WDR 5 sendet das vollständige Interview heute (28. August) von 
19.05 Uhr bis 19.30 Uhr in der Sendung "Platz der Republik". Das 
Interview führten Gerd Depenbrock und Sabine Henkel.
Fotos zu dieser Meldung finden Sie in Kürze unter www.ard-foto.de
Besuchen Sie auch die WDR-Presselounge: www.presse.wdr.de

Pressekontakt:

Stefanie Schneck, WDR Pressestelle, Telefon 0221 220 2075,
stefanie.schneck@wdr.de

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: WDR Westdeutscher Rundfunk
Weitere Storys: WDR Westdeutscher Rundfunk