ARD-Dokumentation: "Fischer, Schily: Mein 11. September - Als der Anschlag die deutsche Regierung traf" - Hat Colin Powell die Welt bewusst belogen?
Köln (ots)
ARD-Dokumentation: "Fischer, Schily: Mein 11. September" - Hat Colin Powell die Welt bewusst belogen?
Der ehemalige deutsche UNO-Botschafter Gunter Pleuger behauptet in der ARD-Dokumentation "Fischer, Schily: Mein 11. September - Als der Anschlag die deutsche Regierung traf", dass der damalige US-Außenminister anders als bislang angenommen die Weltgemeinschaft absichtlich getäuscht hat, um ein Mandat für den Einmarsch in den Irak zu bekommen.
Schon bald nach Beginn des Irakkrieges im März 2003 stellte sich heraus: Die USA hatten der Weltöffentlichkeit falsche "Beweise" präsentiert - das angebliche Biowaffenprogramm des Irak existierte gar nicht. Seitdem hat der frühere US-Außenminister Colin Powell dem US-Geheimdienst CIA stets vorgeworfen, ihn mit falschen Informationen versorgt zu haben. Er habe sich auf das Briefing der CIA verlassen und bei der entscheidenden Sitzung des UN-Sicherheitsrats am 5. Februar 2003 Aussagen eines irakischen Überläufers mit dem Decknamen Curveball zitiert. Dies sei der "schwärzeste Tag" seiner politischen Laufbahn gewesen.
In der ARD-Dokumentation "Fischer, Schily: Mein 11. September - Als der Anschlag die deutsche Regierung traf" (Das Erste, 05.09.2011, 22.45 Uhr, Redaktion Petra Nagel) von Stephan Lamby und Michael Wech behauptet jetzt der damalige deutsche UNO-Botschafter Gunter Pleuger: "Von einem Freund aus der CIA habe ich erfahren, dass - anders als es nachher in der Öffentlichkeit dargestellt wurde - die CIA Colin Powell genau gesagt hat, was Sache ist. Nämlich, dass das alles falsch war. Und Powell hat das dann trotzdem vorgetragen."
Gunter Pleuger und wichtige Mitglieder der deutschen Regierung hatten im Februar 2003 selbst starke Zweifel an den Aussagen des irakischen Überläufers. Denn Rafid Ahmed Alwan al-Janabi alias Curveball hatte seine Aussagen gegenüber dem deutschen Geheimdienst BND gemacht. Der BND hatte diese Aussagen an die CIA weitergeleitet und die amerikanischen Kollegen auch über seine Zweifel in Kenntnis gesetzt. Colin Powell wollte der ARD kein Interview zu den Vorwürfen geben. Dafür behauptet sein damaliger Stellvertreter Richard Armitage in der Dokumentation: "Ein Ehrenmann wie Colin Powell würde niemals etwas vortragen, von dem er weiß, dass es falsch ist.".
Gunter Pleuger bleibt dennoch bei seinem Vorwurf: "Der CIA-Kollege hat mir gesagt, er war dabei, als Colin Powell gesagt worden ist, dass alles was in dieser Rede stand, nicht richtig ist." Und weiter: "Der damalige CIA-Chef George Tenet wusste es und Colin Powell wusste es auch. Beide standen in der Loyalität gegenüber dem Präsidenten und fühlten sich offenbar durch diese Loyalität verpflichtet das zu tun, was sie getan haben."
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