WDR
Aktuelle Stunde: Anschlag auf ICE - Mängel bei Ermittlungen
bestätigt
Düsseldorf (ots)
"Deutliche Mängel" bei der Zusammenarbeit des Bundesgrenzschutzes mit der Polizei hat die Bezirksregierung Arnsberg nach dem versuchten Anschlag auf einen ICE bei Kamen am 3. April 2004 festgestellt. In einem internen Bericht an das Innenministerium, der der Aktuellen Stunde des WDR-Fernsehens im Wortlaut in Auszügen vorliegt, heißt es: "Der BGS bewertete den Sachverhalt vor Ort nicht als Anschlag. Dies führte zu unterschiedlichen Ansichten über die Form der Zusammenarbeit mit dem BGS. Erst die mit Nachdruck vorgetragenen Hinweise des PP (Polizeipräsidium, die Red.) Dortmund auf die bestehenden Zuständigkeitsregelungen bei "Anschlägen", führten zu einem Einlenken des verantwortlichen DGL (Dienstgruppenleiter, d. Red.) der BGSI Dortmund (Bundesgrenz- schutzinspektion)."
Die Aktuelle Stunde hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass bei der Spurensicherung am Tatort dem in den ersten Stunden eingesetzten Bundesgrenzschutz erhebliche Fehler unterlaufen waren. So waren die Stahlplatten, die unbekannte Täter zwischen 5.39 und 5.58 Uhr an den Gleisen befestigten, ungeschützt der Witterung ausgesetzt. Nach Einschätzung von Experten wird dadurch die Suche nach Mikro- und Zellspuren der Täter erschwert, wenn nicht unmöglich. Nach Recherchen der Aktuellen Stunde lagen die Stahlplatten, Schrauben, Kabel und Teile der von den Tätern verwendeten Müllsäcke zudem einige Stunden im Gras neben dem Gleis, bis sie gegen 11 Uhr vom BGS sichergestellt wurden wurden. Dies bestätigten Augenzeugen. In dieser Zeit waren, so die Aussagen, die Beweismittel frei zugänglich, da der Tatort auch nicht abgesperrt gewesen sei. Dadurch hätten andere Personen Spuren legen oder das vorhandene Bild verändern können. Auch bei der Pressekonferenz am Sonntag berührte ein Beamter des BGS die Asservate mit der Hand, was Fernsehbilder belegen. Die kriminaltechnische Untersuchung der Beweismittel beim Landeskriminalamt wird nach dessen Angaben noch einige Tage in Anspruch nehmen.
Den Umgang mit den Beweismitteln kritisiert auch die Bezirksregie- rung Arnsberg in der Stellungnahme an das Innenministerium. Darin heißt es: "Bei einer sofortigen Information des BGS an die Länderpolizei wären erfolgversprechende Fahndungsmaßnahmen möglich gewesen. Eine getroffene Vereinbarung, den ICE am Tatort für weitere Ermittlungsmaßnahmen der UA St (Unterabteilung Staatsschutz, d. Red.) des PP Dortmund zu belassen, wurde nicht eingehalten. Beim Eintreffen der Beamten war der Tatort von Beweismitteln geräumt, der ICE weitergefahren und die Strecke für den regulären Zugverkehr freigegeben. Die Örtlichkeit war bei Eintreffen der Kräfte bereits von Tat- und Beweismitteln geräumt." Auf Anfrage der Aktuellen Stunde teilte ein Sprecher des Bundesgrenzschutzamtes Köln mit, dass dort das Papier noch nicht vorliege. Erst dann werde der BGS eine Stellungnahme abgeben.
Die Aktuelle Stunde berichtet heute ab 18.50 Uhr.
Redaktion: Matthias Keienburg
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