Schröder zur PISA-Studie: Kultusminister haben versagt
Hamburg (ots)
Bundeskanzler Gerhard Schröder stellt nach Bekanntwerden der deutschen Pisa-Ergebnisse die föderale Organisation der Bildungspolitik in Frage. "Die Kultusministerkonferenz hat sich ihr Zeugnis abgeholt: ihre Gesamtleistungen sind schlecht, Versetzung ausgeschlossen. Was als föderaler Wettbewerb' gepriesen wird, erweist sich im Licht der innerdeutschen Pisa-Ergebnisse als Länderegoismus auf dem Rücken der Schüler. Hier gibt es nicht den geringsten Anlass zu triumphieren", schreibt Schröder in der jüngsten Ausgabe der ZEIT.
"Es geht zuallererst darum, ob überall in unserem Land die gleichen Bildungschancen und damit auch Lebenschancen garantiert werden. Wir müssen die deutsche Schule retten und nicht die Kultusminister."
"Die Situation unseres Bildungswesens verlangt Entscheidungen, die das Korsett üblicher Parteien- und Kompetenzstreitigkeiten sprengen. Wir stehen an einem Wendepunkt, an dem wir darüber entscheiden müssen, ob wir zu einer gewaltigen nationalen Kraftanstrengung zur Erneuerung von Schule und Bildung bereit sind", schreibt Schröder weiter und präsentiert in der ZEIT die zentralen Punkte einer nationalen Schulreform:
"Wir brauchen nationale Bildungsstandards, die für alle Schüler in Deutschland verbindlich sind. Wir brauchen ein nationales Rahmengesetz für die Schule."
"Wir brauchen eine nationale Verständigung und Festlegung, welches die Mindeststandards für eine solide Grundbildung sind."
"Wir brauchen ein nationales Curriculum für die Kernbereiche der Schulbildung."
"Wir brauchen regelmäßige und systematische Kenntnis über die Entwicklung unseres deutschen Schulsystems. Wir brauchen einen nationalen Bildungsbericht und einen "Bildungs-TÜV", der regelmäßig prüft, ob die Qualitätsstandards eingehalten werden."
"Und wir brauchen ein anderes Vorschulkonzept. Die Erziehung in Kindergärten und Vorschulen ist in der Bundesrepublik bisher zu wenig als Bildungsauftrag begriffen worden."
"Wir brauchen einen anderen Umgang mit Zeit. Unsere Kinder werden zu spät eingeschult."
"Wir brauchen mehr schulische Ganztagseinrichtungen."
"Wir brauchen eine Schule für die Einwanderungsgesellschaft. Zu lange haben sich Politik und Gesellschaft geweigert, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Bundesrepublik ein faktisches Einwanderungsland ist."
"Wir brauchen selbstständige und eigenverantwortliche Schulen. In unserem Bildungssystem gibt es zu viele Vorschriften und Reglementierungen."
Eine solche Reform, schreibt der Bundeskanzler, sei jedoch nur zu bewältigen, wenn "wir es wirklich ernst meinen und das deutsche Pisa-Debakel nicht für kurzatmige Profilierungsspielchen oder für föderale Selbstblockaden in der Kultusministerkonferenz missbrauchen".
Schröders Ziel ist hoch gesteckt: In zehn Jahren soll Deutschland unter den ersten fünf Bildungsnationen sein.
Den kompletten ZEIT-Beitrag (DIE ZEIT Nr. 27, EVT 27.06.2002) zu dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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