Managementberater: Das Vorstandsleben ist gefährlicher geworden
Hamburg (ots)
Corporate-Governance-Experte Michael Kramarsch von der Managementberatung Towers Perrin sieht deutsche Topmanager einem enormen Druck ausgesetzt. "Unternehmen werden in der Öffentlichkeit inzwischen fast nur noch auf die Person des Vorstandschefs reduziert", sagt Kramarsch der ZEIT. "Gleichzeitig gibt es heute, anders als noch vor fünf oder sechs Jahren, keine Jobgarantie mehr, nach dem Motto: Einmal Vorstand, immer Vorstand. Das Vorstandsleben ist gefährlicher geworden."
Vor dem Hintergrund der aktuellen Kritik an DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp sagt Kramarsch: "Jeder Vorstandschef hat ein Recht auf Fehlentscheidungen. Wie weit dieses Recht geht, muss allein der Aufsichtsrat entscheiden." Natürlich seien Strategien sehr stark mit Personen verbunden. "Entsprechend muss der Aufsichtsrat sehr genau überlegen, ob ein Strategiewechsel mit denselben Personen möglich ist." Einen genau festgelegten Punkt, an dem man sagen könne: Bis hierhin und nicht weiter, gebe es aber nicht.
In der aktuellen Diskussion über die Kontrolle in Unternehmen spricht Kramarsch sich gegen eine Blockwahl des Aufsichtsrats aus: "Es ist absolut wünschenswert, dass sich die Aktionäre kritisch mit einzelnen Aufsichtsräten auseinander setzen und ihre Meinung äußern können - durch die Wahl oder Abwahl von Personen." Im internationalen Vergleich könne Deutschland sich in Sachen Corporate Governance durchaus sehen lassen. Immerhin ein Drittel der 30 Dax-Unternehmen weise zum Beispiel die Vorstandsgehälter individualisiert aus. "In drei Jahren dürfte dieser Anteil sogar bei 90 Prozent liegen", sagt Kramarsch. Es sei wichtig, die Regeln mit Leben zu füllen, so dass Corporate Governance im Fokus der Öffentlichkeit bleibe: "Da sind die Aktionäre ebenso wie die Medien gefragt."
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