Altkanzler Helmut Schmidt vor dem Besuch von US-Präsident Bush: "Wir Europäer wollen keine Vasallen sein"
Hamburg (ots)
Altbundeskanzler und ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt hat sich skeptisch über den bevorstehenden Besuch von US-Präsident George W. Bush in Deutschland geäußert und den USA vorgeworfen, die Nato zu missbrauchen. In der ZEIT schreibt Schmidt, die USA seien auf dem Wege, "das Bündnis zu einem Instrument ihrer Strategie im Mittleren Osten umzuformen - und darüber hinaus". Hierfür gebe es im Text des Nordatlantikpaktes keine Grundlage: "Der Pakt hat keineswegs die Aufgabe, über seine geografisch definierten Grenzen hinaus Freiheit und Demokratie zu verbreiten; ebenso wenig verpflichtet er die vertragschließenden Staaten zur Mitwirkung." Der Besuch Bushs könne die Unklarheit über die Zukunft der Nato nicht beseitigen.
Schmidt macht deutlich, dass er nicht mit einer grundsätzlichen Änderung der amerikanischen Außenpolitik rechne. Die zurückliegende Europareise der neuen Außenministerin Condoleezza Rice, so Schmidt, "erinnerte an das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein, in dem der Wolf zwar Kreide gefressen hat, um seine Stimme zu verstellen und freundlicher tönen zu lassen - aber doch derselbe geblieben war". Der eigentliche Grund für die Besuche aus Washington sei die Erkenntnis der Amerikaner, "dass ohne diplomatische Hilfen aus Europa und ohne zusätzliche Manpower der 'willigen' europäischen Verbündeten ein Rückzug der amerikanischen Truppen (aus dem Irak) sehr schwierig wird". Die USA und Europa, so Schmidt, teilten dieselben Werte. Die Amerikaner müssten aber verstehen: "Wir Europäer wollen keine Vasallen sein, wir wollen unsere Würde bewahren."
Den kompletten Beitrag der ZEIT Nr. 8 vom 17.02.2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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