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Robert Bosch Expertenkommission fordert: Besserer Zugang zu Sprachkursen bereits für Asylbewerber mit hoher Bleibeperspektive

Berlin (ots)

   - Expertenkommission der Robert Bosch Stiftung veröffentlicht
     erstes Dossier zum Thema "Sprachvermittlung und Spracherwerb für
     Flüchtlinge" 
   - Kommission empfiehlt: Gleichrangiger Zugang zu Sprachkursen
     bereits während laufendem Asylverfahren 
   - Kommissionsvorsitzender Armin Laschet: "Je früher die
     Flüchtlinge unsere Sprache erlernen können, umso früher gelingt
     auch ihre gesellschaftliche Teilhabe - und damit ihre
     Integration"

Sprache ist der Schlüssel zur Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Doch die Sprachvermittlung an die hohe Zahl an Flüchtlingen und Asylbewerber stellt Deutschland vor große Herausforderungen. "Je früher die Flüchtlinge unsere Sprache erlernen können, umso früher gelingt auch ihre gesellschaftliche Teilhabe - und damit ihre Integration", so Armin Laschet, Vorsitzender der Robert Bosch Expertenkommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik.

In ihrem heute erschienenen Dossier zum Thema "Sprachvermittlung und Spracherwerb für Flüchtlinge" empfiehlt die Kommission daher die Sprachkenntnisse der Asylbewerber bereits im Zuge des Aufnahmeprozesses in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu erheben. Bisher erfolge dies nur in Modellprojekten. Asylbewerber mit hoher Bleibeperspektive sollten dann bereits während ihres laufenden Asylverfahrens gleichrangigen Zugang zu Sprach- und Orientierungskursen erhalten. Aktuell haben Asylbewerber mit Bleibeperspektive nur einen nachrangigen Zugang zu den Kursen, die aufgrund der großen Nachfrage in der Regel bereits belegt sind. Viele Monate wertvoller Zeit und Motivation gehen so verloren.

Daher rät die Kommission dazu, BAMF-Integrationskurse auszuweiten und stärker zu differenzieren. Für Bildungseinrichtungen gelte es, Angebote für Deutsch als Zweitsprache auszubauen, Lehrkräfte und Pädagogen entsprechend zu schulen und deren interkulturelle Ausbildung und Sensibilisierung zu verbessern. Um überhaupt genügend Lehrer für die Sprachkurse zu finden, schlägt die Kommission darüber hinaus unkonventionelle Wege vor: Pensionierte Lehrer oder Dozenten könnten in den kommenden Jahren eine große Hilfe sein, wenn man ihnen passende Beschäftigungsmodelle anbietet.

Die Kommission empfiehlt zudem, zivilgesellschaftliche Initiativen zu stärken und die ehrenamtlichen Netzwerke und deren Qualifizierung auszubauen. In jedem Fall sollten die ehrenamtlich bereitgestellten Angebote zur Sprachvermittlung über spezielle Koordinatoren systematisch mit den staatlichen Angeboten verbunden werden. Auch freiwillige Sprachkurse in den Erstaufnahmeeinrichtungen, z.B. durch Ehrenamtliche oder Teleteaching über Computer- oder Smartphone könnten dazu beitragen, schon die ersten Monate in Deutschland produktiv zu nutzen.

Das Themendossier, das heute im Rahmen der vierten Sitzung der Expertenkommission veröffentlicht wurde, ist der Auftakt einer Reihe von Publikationen. In den kommenden Wochen erscheinen weitere Themendossiers zu Bildung, Wohnen und Gesundheitsversorgung. Im Frühjahr 2016 wird die Kommission einen Abschlussbericht vorlegen.

"Jetzt ist die Zeit, in der wir die Weichen richtig stellen müssen", sagt Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Wenn wir es schaffen, den Spracherwerb und die Integration in Ausbildung und Arbeitsmarkt gut zu organisieren, wird am Ende unsere ganze Gesellschaft profitieren. Deshalb bringen wir Experten und Entscheider aus unterschiedlichen Ressorts zusammen, damit sie über sinnvolle Maßnahmen diskutieren, die langfristig Wirkung zeigen."

Mit der im März 2015 einberufenen Robert Bosch Expertenkommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik unter Vorsitz von Armin Laschet hat die Stiftung zehn hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammengebracht, um konkrete Handlungsoptionen und Reformvorschläge für die deutsche Flüchtlingspolitik zu entwickeln. Über Anhörungen, Gespräche und Gutachten bindet die Kommission bedarfsorientiert wissenschaftliche, politische und ethische Expertise von Akteuren und Experten in ihre Arbeit ein und versteht sich dabei als parteipolitisch unabhängiger Berater.

Mitglieder der Kommission sind 
   - Armin Laschet (Vorsitz), Stellvertretender Bundesvorsitzender
     der CDU und ehemaliger Integrationsminister des Landes
     Nordrhein-Westfalen 
   - Heinrich Alt, Bundesagentur für Arbeit 
   - Günter Burkhardt, Geschäftsführer Pro Asyl 
   - Peter Clever, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der
     Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände 
   - Dr. Michael Griesbeck, Vizepräsident des Bundesamtes für
     Migration und Flüchtlinge, Nürnberg 
   - Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für
     Demoskopie Allensbach 
   - Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg und
     Vize-Präsident des Deutschen Städtetags 
   - Bilkay Öney, Ministerin für Integration des Landes
     Baden-Württemberg, Stuttgart 
   - Roland Preuß, Süddeutsche Zeitung 
   - Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des
     Deutschen Handwerks 
   - Prof. Dr. Christine Langenfeld, Vorsitzende des
     Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und
     Migration (Gast)

Das Dossier zum Thema "Sprachvermittlung und Spracherwerb für Flüchtlinge" online lesen unter:

www.bosch-stiftung.de/FluchtundAsyl

Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. Sie investiert jährlich rund siebzig Millionen Euro in die Förderung von ca. 800 eigenen und fremden Projekten aus den Gebieten der Völkerverständigung, Bildung, Gesellschaft und Kultur sowie Gesundheit und Wissenschaft. Insgesamt hat die Stiftung seit ihrer Gründung 1964 mehr als 1,2 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit eingesetzt.

Die Robert Bosch Stiftung setzt die gemeinnützigen Ziele des Firmengründers und Stifters Robert Bosch (1861-1942) fort. Sie hält rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung erhält. Die Stiftung hat ihren Sitz im ehemaligen Stuttgarter Wohnhaus von Robert Bosch. Dort und in ihrer Berliner Repräsentanz beschäftigt sie rund 140 Mitarbeiter.

Pressekontakt:

Michael Herm
Pressereferent
Strategische Kommunikation
Robert Bosch Stiftung GmbH
Telefon: 0711/46084-290
Fax: 0711/46084-10290
michael.herm@bosch-stiftung.de

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