Tötung überzähliger Puten zeigt kaputtes System auf und wäre rechtswidrig
Wildeshausen / Berlin (ots)
Die Schließung des Putenschlachthofs Geestland in Wildeshausen hat weitreichende Konsequenzen für die Branche. In dem Schlachthof werden normalerweise täglich 40.000 Puten getötet. Da ein Teil der Puten derzeit nicht geschlachtet werden kann, wird diskutiert, diese "überzähligen" Tiere zu töten, um zusätzlich anfallende Futter- und Haltungskosten einzusparen. Doch Tötungen aus rein wirtschaftlichen Gründen - ohne den vom Tierschutzgesetz geforderten "vernünftigen Grund" - wären rechtswidrig. Die Situation zeigt aufs Deutlichste, wie durch und durch krank das System Tierproduktion ist.
In der Vergangenheit haben Behörden bereits mehrfach die Tötung von gesunden Tieren aus rein wirtschaftlichen Erwägungen geduldet. So wurden zum Beispiel 2017 tausende gesunder Puten-Küken getötet, weil sie wegen eines Vogelgrippe-Ausbruchs nicht zu den Mastanlagen geliefert werden konnten. Aus diesem Grund fordert Animal Rights Watch (ARIWA) die zuständigen Veterinärbehörden auf, alle betroffenen Betriebe bereits vorsorglich darauf hinzuweisen, dass eine Tötung der Tiere rechtswidrig ist und dass stattdessen eine tiergerechte Unterbringung, auch längerfristig, gewährleistet werden muss.
Nicht nur die Mastbetriebe sind von der Schlachthofschließung betroffen, sondern die gesamte "Produktionskette". "Können zum Beispiel Putenküken nicht eingestallt werden, ist absehbar, dass sie in den Brütereien und Aufzuchtbetrieben getötet werden", sagt Sandra Franz, Pressesprecherin von ARIWA: "Wir sprechen hier potenziell von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen Tieren allein Niedersachsen."
Die aktuelle Situation macht einmal mehr deutlich, dass Leben und Tod sogenannter Nutztiere allein von wirtschaftlichen Faktoren bestimmt werden. Zwar spricht die Branche selbst lieber von einem "Tierschutzproblem", um die Tötung gesunder Tiere aus Platzgründen legitim erscheinen zu lassen. Tatsächlich aber ist zusätzlicher Platz, ebenso wie eine längere Fütterung, vor allem eine Kostenfrage. "Das System ist durch und durch krank", so Franz: "Niemand würde zulassen, dass zum Beispiel Hunde tausendfach getötet werden, weil plötzlich kein Platz für sie da ist. Aber bei Puten soll das akzeptiert werden - sogar von Behörden, deren Aufgabe es wäre, die Einhaltung des Tierschutzgesetzes zu überwachen?" ARIWA zeigt seit Jahren regelmäßig illegale Praktiken in der Tierindustrie auf und sieht in systematischen Rechtsverstößen dort keine Seltenheit. Sandra Franz betont deshalb: "Dieses System ist nicht reformierbar. Um das Tierleid wirklich zu beenden, müssen wir aus der Nutztierhaltung aussteigen und gezielt eine pflanzliche Ernährungsweise fördern."
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