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IPCC-Wissenschaftler machen Dieselruß für Gletscherschmelze verantwortlich

Berlin (ots)

Weltklimarat-Mitglied V. Ramanathan fordert
"radikale Verminderung der Dieselrußemissionen" für den Klimaschutz 
und unterstützt das Bündnis "Rußfrei fürs Klima"
Berlin, 3. Juli 2009: Vor dem beschleunigten Abschmelzen der 
Gletscher im Himalaya nach dem Niedergang von Rußpartikeln hat der 
Klimawissenschaftler Dr. Veerabhadran Ramanathan von der University 
of California in San Diego heute in Berlin gewarnt. Die im Eis 
gebundenen Wassermassen würden verheerende Überflutungen in den 
Gebieten entlang der aus dem Himalaya gespeisten Flüsse Indus und 
Ganges verursachen und die Folgen des Klimawandels in einem Land wie 
Bangladesch im Mündungsdelta von Yamuna, Ghaghara und Brahmaputra 
extrem verschlimmern, sagte Ramanathan auf einer Pressekonferenz des 
Bündnisses "Rußfrei fürs Klima" aus vier deutschen Umwelt- und 
Verkehrsverbänden. "Der dramatische Verlust an Gletschermassen in den
Hochgebirgsregionen wie dem Himalaya erfordert eine radikale 
Verminderung der Dieselrußemissionen", sagte Veerabhadran Ramanathan.
"Dennoch muss der Schwerpunkt auf der Minderung der CO2-Emissionen 
bleiben."
Der Ruß von Herdfeuern, abgebrannten Feldern und aus Dieselmotoren
hat einen wesentlichen Anteil an der schnellen Gletscherschmelze. Die
Rußpartikel treiben aus den Städten bis ins Hochgebirge, gehen auf 
den Gletschern nieder und verstärken als schwarzer Feinstaub die 
Absorption der Sonnenstrahlen auf dem Eis. Wenn die Gletscher im 
Himalaya abgeschmolzen sind, kommt nach der Flut die Dürre und die 
Monsunregenzeit verschiebt sich. Veerabhadran Ramanathan ist Mitglied
des Weltklimarats IPCC, der 2007 den Friedensnobelpreis erhalten hat.
Der Klimawandel bedroht in Bangladesch auch die Küsten. 
Klimawissenschaftler rechnen damit, dass Bangladesch bis zu einem 
Drittel seiner Landmasse verlieren
kann, da der Meeresspiegel in den kommenden Jahrzehnten bis zu einem 
Meter ansteigen kann. "Naturkatastrophen haben in den letzten Jahren 
Schäden angerichtet, die sich bis zu 100 Kilometer ins Landesinnere 
auswirken. Nicht auszudenken,  was geschehen wird, wenn diese 
Unwetter sich mit einem Anstieg des Meeresspiegels koppeln", sagte 
Professor Dr. M. Qumrul Hassan von der Universität Dhaka, 
Bangladesch. Bangladesch sei besonders verwundbar durch den 
Klimawandel, da es eines der ärmsten Länder der Welt sei.
Die durch die abgelagerten Rußpartikel nun schneller 
abschmelzenden Gletscher verschärfen die verzweifelte Lage von 
Millionen Menschen. Verantwortlich für die Gletscherschmelze im 
Hochgebirge sind auch die Dieselrußemissionen aus dem Auto- und 
Nutzfahrzeugeverkehr in Europa. Die Partikel aus unvollständig 
verbranntem Dieselkraftstoff werden von den Luftströmungen 
insbesondere in die Arktis und auf die Gletscher der Hochgebirge 
getragen, gehen dort auf den Schnee- und Eismassen nieder und 
verhindern die natürliche Abstrahlung der Sonnenstrahlen von den 
eigentlich weißen Eismassen. Der Ruß schwärzt die Gletscher in der 
Arktis und im Gebirge wie Himalaya und Alpen ein und verändert die 
Reflexion der Sonnenstrahlen (sogenannter Albedo-Effekt).  Dr. Axel 
Friedrich, internationaler Verkehrsberater, forderte Deutschland auf,
mit gutem Beispiel bei der Reduzierung von Dieselrußemissionen 
voranzugehen. "Wir geben das Modell für die Entwicklungsländer ab. 
Wir müssen deshalb die technische Entwicklung vorantreiben und diesen
Ländern bei der Umsetzung in die nationale Politik helfen", sagte 
Friedrich.
Dr. Werner Reh, Leiter Verkehrspolitik des BUND, warnte vor den 
Auswirkungen des Klimawandel auf die biologische Vielfalt. Diese 
würden bisher überhaupt nicht wahrgenommen. Bei uns seien z.B. die 
Alpen ein "hot spot" der Artenvielfalt und die floristisch 
reichhaltigste Region Mitteleuropas. Die Alpen seien aber am 
stärksten vom Klimawandel betroffen und müssten in höheren Regionen 
mit einem Temperaturanstieg von 5° Celsius rechnen. Die Kampagne  
gebe "die richtige Antwort auf die klimapolitische Herausforderung in
dem sie technische Maßnahmen zur Rußminderung in Deutschland und 
Europa beschleunigt und gleichzeitig in Großstädten  
umweltverträgliche Verkehrslösungen vorantreibt, die  Ruß und CO2 
mindern", sagte Reh.  "Die Anpassung an den Klimawandel wird nicht 
nur in Ländern wie Bangladesch an Grenzen stoßen. Daher ist die 
Vermeidung der Ursachen umso wichtiger", ergänzte  Dorothee Saar, 
Koordinatorin der Kampagne bei der Deutschen Umwelthilfe e.V.
Hintergrund
Die Kampagne "Rußfrei fürs Klima!" setzt sich für eine drastische 
Verringerung der Dieselruß-Emissionen ein. Im Bündnis "Rußfrei fürs 
Klima!" arbeiten die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH), der Bund für 
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Naturschutzbund 
Deutschland (NABU) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zusammen, 
um die Rußpartikel aus Dieselmotoren zu reduzieren und den 
Klimaschutz voranzutreiben. Denn insbesondere Rußpartikel sind eine 
wesentliche Ursache für das Abschmelzen der Hochgebirgsgletscher in 
Europa, Asien und Amerika und für das Schmelzen der Arktis. 
Rußpartikel entstehen in Europa vornehmlich aus der unvollständigen 
Verbrennung von Dieselkraftstoff, in weiten Teilen Asien ist zudem 
die Verbrennung von Holz und das Abfackeln landwirtschaftlicher 
Flächen eine bedeutende Rußquelle.
Eine Studie der EHZ Zürich zeigt, dass die Schweizer Gletscher seit 
den 1990er Jahren um zwölf Prozent geschrumpft sind. Ebenso 
dramatisch sei die Situation im Himalaya, vor allem in Nepal, wo bis 
2035 die Gletscher- und Eisfelder vollständig verschwunden sein 
könnten. Die Gletscherschmelze habe insbesondere in Asien ernste 
Konsequenzen für die Menschen. Das tibetische Eisplateau zusammen mit
dem Himalaya, dem Hindukusch und den umliegenden Bergregionen stellt 
das wichtigste Wasserreservoir für Asien dar. Die Gletscher speisen 
nicht nur den Gelben Fluss, sondern ebenso den Jangtse, den Mekong 
sowie die Flusssysteme Ganges und Indus mit davon abzweigenden 
Satlej, Yamuna, Ghaghara und Brahmaputra. Durch die starke 
Gletscherschmelze steigen die Wasserpegel der Seen und Flüsse in der 
Region. Diese treten über die Ufer und führen zu katastrophalen 
Überschwemmungen. Dadurch werden die natürlichen Lebensgrundlagen der
Menschen in der Region zerstört sowie die sensiblen Ökosysteme wie 
Fluss- und Waldlandschaften vernichtet. Die Klimawirkung von 
Black-Carbon hat inzwischen Einzug in die internationale 
Klimadiskussion gehalten. Die UN-Kyoto-Nachfolgekonferenz, die vor 
einigen Wochen in Bonn zu Ende gegangen ist, und auch das 
UN-Umweltprogramm (UNEP) befassen sich neuerdings mit den kurzlebigen
klimaschädigenden Stoffen.

Pressekontakt:

Dorothee Saar, Koordination "Rußfrei fürs Klima", Deutsche
Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400
867 72, 01511 6225862, saar@duh.de

Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsberater, Mobil: 0152 294
83857, axel.friedrich.berlin@gmail.de

Dr. Werner Reh, BUND, Leiter Verkehrspolitik, Am Köllnischen Park 1,
Berlin
Tel. 030 27586-435, 0171 4997927; werner.reh@bund.net

Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-86, 0151
55017009, fokken@duh.de

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