Leistungen der Natur gehören in die volkswirt-schaftliche Gesamtrechnung
Berlin (ots)
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake begrüßt Schlussbericht der Internationalen TEEB-Studie zu Ökosystemdienstleistungen - Deutsche Umwelthilfe fordert einen nationalen TEEB-Bericht auch für Deutschland
Die Leistungen der Natur sollen künftig in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einfließen, fordert die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) anlässlich der heutigen Veröffentlichung der TEEB-Studie zur Ökonomie der Ökosysteme und Biodiversität auf der UN-Artenschutzkonferenz im japanischen Nagoya. "Die überkommene Berechnung des Bruttosozialprodukts unterschlägt Umweltschäden, ignoriert Leistungen der Natur und trägt damit maßgeblich zum Weiterwirtschaften wie bisher auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder bei", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. "Die Leistungen des Naturhaushaltes müssen endlich auch in Deutschland ihren Niederschlag in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung finden, wie dies andere Länder wie Indien oder Brasilien längst erkannt haben und dabei sind, in konkretes Handeln umzusetzen", sagte Baake.
Der TEEB-Bericht fordert die Staaten der Welt auf, den Beitrag der Natur zur menschlichen Lebensgestaltung, Gesundheit, Sicherheit und Kultur in allen Entscheidungen angemessen zu berücksichtigen. Der Leiter der TEEB-Studie Pavan Sukhdev fordert dabei explizit Unternehmen, Regierungen und die gesamte Gesellschaft auf, die bislang kostenlosen Dienstleistungen der Natur wie Wasser, Nahrung, Atemluft und jede andere Art von Rohstoffen wertzuschätzen und dementsprechend bewusst zu bewerten.
"Staatliche Planungen zum Beispiel zum Hochwasserschutz werden fast ohne Berücksichtigung der Dienstleistungen von Ökosystemen erstellt und dabei naturnahe Alternativen zu Unrecht schlechter bewertet", sagte Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH. "Die Leistungen von naturnahen Flussauen für die Regulation von Hochwasser, für die Wasserreinigung und für die Erholung der Menschen müssen in einer erweiterten Kosten-Nutzen-Analyse in die Entscheidungsfindung eingehen", sagte Stöcker. Aber auch Moore, Grünland und naturnahe Wälder leisteten laut TEEB einen gewaltigen Beitrag zur gesellschaftlichen Wohlfahrt.
Nach Auffassung der DUH zeigt der neue TEEB-Bericht auch die dringende Notwendigkeit einer ökologischen Finanzreform in Deutschland. "Wir fordern die Bundesregierung auf, binnen zwei Jahren bis zur nächsten Vertragsstaatenkonferenz einen nationalen TEEB-Bericht zu erstellen," sagte Baake. Eine ehrliche Rechnung, die Schäden nicht unterschlägt und Leistungen der Natur bewertet, werde aufzeigen, wie sehr es im Interesse der Gesellschaft liege, die biologische Vielfalt in Deutschland zu erhalten und den bedrohlichen Artenschwund zu stoppen. "Dazu gehört neben der Umstellung der Berechnung des Bruttosozialprodukts vor allem auch der Abbau biodiversitäts- und volkswirtschaftlich schädlicher Subventionen", ergänzte Stöcker. "Hier kommt vor allem Landwirtschaftsministerin Aigner bei der Reform der EU-Agrar- und Fischereipolitik eine entscheidende Rolle zu."
Hintergrund
Die von dem früheren Manager der Deutschen Bank in London, Pavan Sukhdev geleitete TEEB-Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) wird unter der Schirmherrschaft des UN-Umweltprogramms UNEP mit finanzieller Unterstützung der EU-Kommission, der Bundesregierung Deutschlands und fünf weiterer Staaten durchgeführt und wurde 2007 als Teil der sogenannten Potsdamer Initiative der G8+5-Staaten in Heiligendamm in Auftrag gegeben. Die Initiative hat das Ziel, Aufmerksamkeit auf die globalen Wohlfahrtsleistungen der biologischen Vielfalt und auf die sozialen und ökonomischen Kosten des Biodiversitätsverlusts und der Degradierung von Ökosystemen zu lenken.
Der TEEB-Schlussbericht "Mainstreaming the Economics of Nature" ergänzt die bisherigen TEEB-Berichte und zeigt exemplarisch an naturnahen Ökosystemen (Beispiel Wälder), menschlichen Siedlungen (Beispiel Städte) und in Wirtschaftssektoren (Beispiel Bergbau), wie die verschiedenen Schritte einer Wertschätzung ökosystemarer Dienstleistungen aussehen können. www.teebweb.org
Die bisherigen Berichte richten sich nicht nur an die Regierungschefs der 193 UN-Vertragsstaaten, sondern auch an Unternehmen sowie lokale und regionale Entscheidungsträger. Die DUH trägt dem Gedanken der Inwertsetzung der Dienstleistungen der Natur auch bei diesen beiden Adressatengruppen bereits seit Jahren durch Unternehmenskooperationen sowie eine starke Schwerpunktsetzung auf die Zusammenarbeit mit Kommunen Rechnung. www.duh.de
Pressekontakt:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
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Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-81,
Mobil: 0160 8950556, stoecker@duh.de
Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-86,
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