Der Tagesspiegel: zum Streit um den Hauptstadtkulturfonds
Berlin (ots)
Im Streit um den Hauptstadtkulturfonds hat sich nun auch Adrienne Goehler zu Wort gemeldet. In einem Beitrag für den "Tagesspiegel" (Dienstagsausgabe) warf die Kuratorin der Politik ein wachsendes Kontrollbedürfnis gegenüber der Kunst vor. Sie verteidigt sich gleichzeitig gegen Äußerungen von Kulturstaatsministerin Christina Weiss, wonach der Hauptkonflikt beim Streit um den Hauptstadtkulturfonds in ihrer Forderung nach einer festen Stelle gelegen habe. "Wenig einleuchtend finde ich die Behauptung von der mangelnden Transparenz der bisherigen Konstruktion: während im bis zum 9. 12. 2003 gültigen Hauptstadtkulturvertrag detailliert beschrieben ist, wer welche Aufgaben hat, gibt es im neuen Vertrag einen einzigen Paragraphen, der sagt, dass der Ausschuss der vier Politiker einen Hauptstadtkulturfonds einrichten kann. Es gibt also keine Selbstverpflichtung der Politik mehr: Dies halte ich für die größte Bedrohung des Hauptstadtkulturfonds," so die Kuratorin. Was die Forderung nach einer festen Stelle angeht, betont Goehler: "Kein Fonds, keine Stiftung kommt mit so geringen Verwaltungskosten aus wie der Hauptstadtkulturfonds. Kuratorin und Fachjury verbrauchen weniger als ein (!) Prozent der Fördersumme, da die gesamte Projektabrechnung von der Kulturverwaltung übernommen wird. Allerdings habe ich unabhängig von meiner Person darauf hingewiesen, dass dieser Job nicht mit einer Aufwandsentschädigung zu leisten ist, und deshalb eine Bezahlung gefordert, die weniger als die Hälfte vergleichbarer Positionen ausmacht und einen mit anderen Stiftungen vergleichbaren Zeitvertrag von fünf Jahren. Hier den "Hauptkonflikt" zu konstruieren, leugnet die eigentliche Gefahr: das wachsende Kontrollbedürfnis der Politik über die künstlerische Freiheit und das bisher sehr gut funktionierende Prinzip des Hauptstadtkulturfonds." Ende April war bekannt geworden, dass nach einer Reform des Vergabeverfahrens beim Hauptstadtkulturfonds die Kuratorin kein Stimmrecht mehr bei der Entscheidung haben sollte. Dagegen laufen seitdem Berliner Kunst-Institutionen Sturm, die eine Einschränkung der Kunstfreiheit durch die Politik befürchten.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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