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Der Tagesspiegel: Skinheads überfielen Hochzeitsfeier in Potsdam - Schläger hatten offenbar eine "Türkenhochzeit" vermutet

Berlin (ots)

Es sollte einer der schönsten Tage in ihrem Leben
werden, doch er endete als Albtraum. Bei der Feier eines Berliner 
Hochzeitspaares auf Schloss Marquardt im Potsdamer Norden tauchten in
der Nacht zum vergangenen Sonntag kahl geschorene Schläger auf. Sie 
pöbelten, prügelten sich mit dem Bräutigam und Gästen und demolierten
das Partymobiliar. "Ich hatte Angst - fast, als wäre ich im Krieg", 
sagte der Bräutigam gestern dem Tagesspiegel. Der Berliner Arzt 
wollte namentlich nicht genannt werden, er befürchtet Racheaktionen.
   Das Paar hatte sich am Sonnabend in der Dorfkirche von Marquardt 
im Potsdamer Norden trauen lassen, abends stieg im Schloss das Fest 
mit 130 Erwachsenen und 40 Kindern. In der Nacht, gegen drei Uhr 
dreißig, tauchten vier junge Glatzköpfe auf. Sie pöbelten das 
Brautpaar und die verbliebenen zehn bis zwölf Gäste an. "Das ist 
unser Dorf, ihr habt hier nichts zu suchen", habe einer der 
Kahlgeschorenen gesagt, erinnerte sich der Bräutigam. Er habe mit 
seinen Freunden versucht, die Skinheads zum Gehen zu bewegen. Doch 
sie blieben und provozierten eine Schlägerei. Die Braut und die 
anderen Frauen flüchteten ins Schloss.
   Der Bräutigam und seine Freunde wehrten sich, mussten aber auch 
einstecken. Einem der Gäste platzte durch einen Fausthieb auf ein Ohr
das Trommelfell, ein anderer blutete aus dem Mund. Dem Arzt zerriss 
einer der Schläger das Hemd. Doch es gelang dem Bräutigam und seinen 
Gästen, die Kahlköpfe zu vertreiben. Die Schläger drohten: Wir kommen
zurück. Kurze Zeit später waren sie wieder da - mit 15 Kumpanen. Der 
Bräutigam rettete sich mit seinen Freunden ins Schloss. "Wir waren in
Panik", sagte der Arzt. Hastig wurden alle Außentüren des Schlosses 
verriegelt. Doch die Schläger wollten offenbar nicht das Gebäude 
beschädigen, den Stolz des Dorfes. Die Clique tobte sich vor dem 
Schloss aus. Sie riss Partyzelte ein, warf Bänke um und zerschmiss 
die Gläser. Dann rückte die Truppe ab.
   Die mehrmals von den Gästen angerufene Polizei erschien kurz nach 
vier Uhr und nahm Anzeigen auf. Obwohl die Beamten zusicherten, die 
Gefahr sei vorüber, trauten sich mehrere Gäste nicht in ihre 
Pensionen und schliefen lieber auf dem Fußboden des Schlosses. Am 
Morgen sei die Verwalterin gekommen und habe den Gästen "falsches 
Benehmen" vorgehalten, klagte der Bräutigam.
   Die Verwalterin, die aus Marquardt stammt und auch anonym bleiben 
wollte, nannte dem Tagesspiegel den möglichen Grund für den Angriff 
der Glatzköpfe: Da bei der Hochzeitsfeier "türkische Musik" gespielt 
wurde, sei im Dorf das Gerücht aufgekommen, "da ist eine 
Türkenhochzeit". So seien einige der örtlichen Rechten vom 
gleichzeitig stattfindenden Dorffest zum Schloss gezogen. Der 
Bräutigam reagierte auf diese Version genervt: Es habe eine Band vom 
Balkan aufgespielt, und Folklore-Musik könne doch kein Grund für 
einen Überfall sein. Verärgert ist auch der Marquardter Gastwirt, der
das Catering für die Hochzeit organisiert hatte. Hans-Joachim Czada 
nannte den Angriff der Schläger "eine Beleidigung für das ganz Dorf".

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de

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