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Von den Gewinnen getragen, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Der Oktober hat bei vielen einen schlechten Ruf. Denn sie verbinden ihn mit einigen der schlimmsten Marktzusammenbrüche der Geschichte, den Crashs der Jahre 1929 und 1987. Dass er diesen Ruf als besonders schlechter Börsenmonat zu Unrecht hat, beweist der Oktober in diesem Jahr. Zwar gab es jenen Taucher unter die Marke von 15 000 Zählern im Dax. Doch auch dieser Schwächeanfall wurde von den Marktteilnehmern umgehend für Käufe genutzt und ausgebügelt. Unterm Strich stand am Freitag ein Monatsplus von knapp 3 % zu Buche.

Dabei gab es plausible Gründe für einen schwachen Monat zuhauf. Um nur einige zu nennen: die Angst vor einem Lehman-gleichen Kollaps des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande, in die Höhe schießende Energiepreise, damit verbunden zusätzlich befeuerte Inflationssorgen sowie letztlich die Befürchtung früher als zuvor gedacht einsetzender Leitzinserhöhungen der großen Notenbanken, die nächste Coronawelle etc. All dies wurde, abgesehen von dem unverändert bestehenden Mangel an Alternativen zu Dividendentiteln, von der Berichtssaison überlagert, die erneut die Erwartungen übertraf. Von dem runden Drittel aller Stoxx-600-Unternehmen, die bislang ihre Quartalsberichte vorgelegt haben, haben 58 % den Marktkonsens übertroffen, so Bank of America. Kaum ein Tag verging zuletzt, an dem nicht mehrere namhafte Unternehmen ihre Jahresprognosen anhoben, manche zum dritten Mal innerhalb eines kurzen Zeitraums.

Fokus auf der Inflation

Es gab aber auch Enttäuschungen, bei denen sich Engpässe bzw. Lieferkettenprobleme sowie deutlich steigende Preise bzw. Kosten bemerkbar machten. So zuletzt bei Amazon und Apple, was den Wochenschluss am Aktienmarkt eintrübte, zählen sie doch zu den wenigen Mitgliedern der Marktkapitalisierungsbillionäre. In diesem Zusammenhang ist eine Auswertung der Bank of America sehr interessant. Danach wurde in den Analystenkonferenzen der Stoxx-600-Unternehmen, die bislang Zahlen vorgelegt haben, im Durchschnitt dreimal das Wort "Inflation" verwendet, der bislang höchste registrierte Wert, seit diese Daten erhoben werden (2007). Das Wort "Lieferkette" tauchte durchschnittlich zweimal auf, auch das ein Rekord und eine Vervierfachung im Vergleich zum Auftaktquartal des Jahres.

Unter den derzeit außergewöhnlichen Umständen kann auch der Rest der Quartalsberichtssaison mit Spannung verfolgt werden. Nicht minder spannend wird sein, ob die Unternehmensgewinne auch in den kommenden Quartalen die Aktienmärkte treiben werden oder zumindest die erreichten Kurshöhen abstützen, so den zuletzt wieder auf ein Rekordhoch gestiegenen S&P 500.

Das Research der Bank of America befürchtet, dass das Aufwärtspotenzial für die gleitende Zwölfmonatsprognose für den aggregierten Gewinn je Aktie des Stoxx 600 mittlerweile eng begrenzt ist. Nach einer Erholung um 50 % seit dem Tief vom Juni 2020 gibt es ihrer Einschätzung nach nur noch ein Aufwärtspotenzial von einem einzigen Prozentpunkt bis zum ersten Quartal 2022. Der Zyklus der Aufwärtsrevisionen der Gewinnschätzungen gehe seinem Ende entgegen.

Nun kann es auch nicht verwundern, dass so wie das gesamtwirtschaftliche Wachstum auch das Gewinnwachstum aufgrund des Basiseffektes des Vorjahrescrashs im Sommer den Zenit überschritten hat. Lag das Gewinnwachstum der Stoxx-600-Unternehmen im Vorjahresvergleich im zweiten Quartal noch bei 187 %, geht der Konsens für das dritte Quartal von 42 % aus. Für das vierte Quartal wird noch ein Wachstum von 34 % erwartet, für die ersten drei Monate 2022 ein Rückgang um 4 %.

Rückenwind lässt nach

Auf Sicht wird damit der Rückenwind für die Aktienmärkte seitens der Unternehmensgewinne nachlassen. Zunächst aber stellt sich die Frage, welche Treiber sich durchsetzen, wenn die Berichtssaison ausläuft bzw. beendet ist. Gut möglich, dass das dann wieder die Themen Inflation und Zinsen, die Wachstumsverlangsamung, das Lieferkettenproblem, Evergrande etc. sein werden, vielleicht auch die neue Coronawelle. Eine kaum berechenbare Mischung aus potenziell markttreibenden Faktoren, die nicht zwangsweise nur belastend sein werden, sondern auch für Auftrieb sorgen könnten, wenn sich etwa der Inflationsdruck abschwächen sollte.

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