Börsen-Zeitung: Schwierigkeiten vorgebeugt, Kommentar von Martin Dunzendorfer zur strategischen Positionierung von Südzucker
Frankfurt (ots)
Südzucker hat vorgesorgt. Die Neuregelung der EU- Zuckermarktverordnung wird das Unternehmen zwar belasten, aber längst nicht so stark, wie es sich viele Investoren offenbar vorstellen. Tatsächlich ist der Mannheimer Konzern für die Zeit nach dem Subventionsabbau bei Zucker- und Rübenpreisen gut gerüstet. Südzucker darf hoffen, dann Marktanteile hinzuzugewinnen, die sich auch in steigenden Erträgen niederschlagen werden.
Derzeit liegt der in der EU garantierte Zuckerpreis etwa drei Mal so hoch wie auf dem Weltmarkt. Die seit rund einem Monat auf dem Tisch liegenden Vorschläge der EU-Agrarkommission zum Subventionsabbau sehen drastische Preissenkungen in zwei Schritten binnen zwei Jahren vor. Für weißen Zucker soll der Preis um 39% und für Zuckerrüben um 42,6% reduziert werden. Das ist der Anfang vom Ende der 40 Jahre währenden Abschottung von Europas Zuckerindustrie vom Rest der Welt.
Zunächst wird der Subventionsabbau negativ auf die Ertragssituation von Südzucker wirken. Doch dies dürfte schon bald durch die Verbesserung der Wettbewerbssituation des Konzerns abgefedert werden. Denn ein geplanter Restrukturierungsfonds soll in der EU Anreize zur Aufgabe von weniger geeigneten Anbauflächen bieten. Die Anbaugebiete von Südzucker sind aber auch nach der Reform überwiegend rentabel. Folglich wird erwartet, dass Südzucker im Zuge der Marktbereinigung seinen Anteil von derzeit rund 22% auf mehr als 30% steigern kann.
Darüber hinaus ist Südzucker stark in Osteuropa engagiert, wo die Gewinnmargen weit höher sind als im Westen. Auch das wird einen Ertragsschock nach Einführung der neuen Zuckermarktverordnung vermeiden helfen. Um günstige Quellen für Zuckerrohr zu erschließen, verhandelt Südzucker zudem mit Herstellern in Brasilien. Bis zum Jahresende könnte es zu einem Abschluss kommen, heißt es, wobei von einer Übernahme bis zu einem Joint Venture alles möglich sei. Die Produktionskapazitäten sollen so um 10% erhöht werden.
Gar überkompensieren könnte die Ertragseinbußen das Spezialitätengeschäft mit Bioethanol, Fruchtzubereitungen etc. Im Geschäftsjahr 2004/05 lieferte die Sparte fast ein Drittel des operativen Konzernergebnisses, im laufenden Turnus sollen es 40% werden. Und damit dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein.
(Börsen-Zeitung, 16.7.2005)
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