ZDB Zentralverband Dt. Baugewerbe
Loewenstein: Preisdruck und Qualifikationsabbau durch Subunternehmerketten führen in letzter Konsequenz zu "Pfusch am Bau"
Berlin (ots)
Anlässlich der Frühjahrs-Pressekonferenz nahm der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbe, Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, auch zu der aktuellen Debatte über den sog. Pfusch am Bau Stellung: "Wer glaubt, mit immer mehr gering oder unzureichend qualifizierten Mitarbeitern mehr Qualität seiner Produkte erreichen zu können, irrt." So seine Aussage.
Die Zahl der Fachwerker wie auch der Facharbeiter ist in den vergangenen zehn Jahren um jeweils 37 % zurückgegangen. Der Nachunternehmeranteil am Umsatz in den Betrieben ist kontinuierlich gestiegen. Grundsätzlich ist die Vergabe von Aufträgen an Nachunternehmer nicht verwerflich, wenn dies qualifizierte Unternehmen sind. "Gefährlich ist die Vergabe an Subunternehmerketten mit unqualifizierten und illegalen Beschäftigten."
Loewenstein weiter: "Zu diesem Qualifikationsabbau hat der harte Preiswettbewerb der vergangenen Jahre entscheidend beigetragen. Die Personalkosten mussten in einem Maße sinken, wie es nur über den Einsatz von Subunternehmern und Dumpinglöhnen möglich war."
Aber auch der Staat hat zu dieser unheilvollen Entwicklung beigetragen: Durch die Änderung der Handwerksordnung, insbesondere indem der Beruf des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegers meisterfrei gestellt wurde, hat man ein Einfallstor für zig Tausend Ein-Mann-Betriebe, überwiegend aus Osteuropa, geöffnet.
"Diese Ein-Mann-Betriebe schließen sich zu Arbeitsgemeinschaften zusammen und arbeiten weitgehend unausgebildet als Scheinselbständige auf Baustellen, und verschwenden natürlich keinen Gedanken an die Ausbildung von jungen Leuten." So der ZDB-Präsident.
An dem ungebremsten Anstieg des Subunternehmerwesens ist die öffentliche Hand nicht unschuldig: Die Vergabebestimmungen schreiben vor, das wirtschaftlichste Angebot zu nehmen, nicht aber das billigste. Aus Angst vor Klagen der unterlegenen Bieter wie auch im Glauben, mehr Aufträge mit den zur Verfügung stehenden Mitteln vergeben zu können, wird aber regelmäßig der billigste Bieter beauftragt.
Darüber hinaus hat die öffentliche Hand in ihrer Bauverwaltung qualifiziertes und erfahrenes Personal soweit abgebaut, dass sie kaum in der Lage ist, ihren Bauherren- und Aufsichtsfunktionen gerecht zu werden. "Daher vergibt man ja auch lieber an einen Generalunternehmer anstelle in Fach- und Teillosen an verschiedene Einzelunternehmen. Der Generalunternehmer ist aber, das wissen wir mittlerweile auch durch den Bundesrechnungshof, teurer als die Einzelunternehmen - er will ja auch verdienen - und wenn er nicht teurer ist, dann beschäftigt er billige und unqualifizierte Subunternehmer und dünnt sein Bauüberwachungspersonal aus." Erläuterte Loewenstein die Situation.
Abschließend appellierte er an die öffentlichen Auftraggeber: "Die öffentliche Hand als großer Auftraggeber hat es aber in der Hand, dieser Tendenz entgegenzuwirken; und sie hat es in der Hand die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die von der Kanzlerin gerne zitierte Bildungsrepublik auch in der Bauwirtschaft wieder Realität wird."
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