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Berliner Morgenpost: Die SPD benennt Probleme, hat aber keine Lösungen - Kommentar

Berlin (ots)

Die Debatten um den Flughafen Tempelhof, die
Brandbriefe der Schulleiter, die Forderungen nach einem 
Wahlpflichtfach Religion haben die größte Regierungspartei in die 
Defensive gedrängt. Darum wollen Klaus Wowereit und seine Genossen 
von der Berliner SPD nun unter dem Label "Soziale Stadt" mit 
volkstümlichen Ideen das Heft des Handelns wieder in die Hand 
bekommen. Wer hat sich nicht schon über riesige Werbeplakate 
geärgert, die über Jahre stilliegende Baustellen oder historische 
Gebäude verhüllen? Und wem gefällt die Pappkarton-Architektur, mit 
dem die Discounterketten viele Brachen füllen? Wer wäre nicht dafür, 
wenn die Mieten auch in der Innenstadt erschwinglich blieben? Und 
wenn der Regierende Bürgermeister das Ziel ausgibt, jedes Berliner 
Kind müsse einen Schulabschluss erreichen, dann wünschen ihm wohl 
alle viel Glück dabei.
Die größte Regierungspartei darf sich jedoch nicht darauf 
beschränken, die Probleme nur zu benennen und auf Applaus des 
Publikums für eine zutreffende Analyse zu hoffen. Und die 
Lösungsansätze der SPD scheinen wenig praxistauglich. Rot-Rot selbst 
hatte vor fünf Jahren in einem Anflug von Liberalität Werbung an 
Baugerüsten de facto freigegeben. Nun wundert man sich, dass die 
Bezirke als genehmigende Stellen diese Freiräume nutzen. Denn die 
Kommunalpolitiker wollen sich nicht mit den ohnehin raren Investoren 
anlegen. Oder sie nehmen die Klagen von Denkmalschützern ernst, die 
sagen, ohne Einnahmen aus der Werbung seien Sanierungen nicht zu 
bezahlen. Schwierig durchzusetzen dürfte auch das angekündigte 
Vorgehen gegen immer mehr Discountmärkte und Drive-in-Restaurants 
sein. Denn auch hier gilt: Der Senat ist nicht zuständig, die Bezirke
entscheiden. Und dass die Rathäuser in vielen Fragen eigenmächtig 
entscheiden können, ist eben auch Wunsch der Koalition, die ihre 
Handlungsfreiheit in der Stadtpolitik trotz vieler populistischer 
Ankündigungen immer wieder empfindlich einschränkt.
Die SPD suggeriert Einfluss, den sie real nicht hat. Das gilt auch 
für den Wunsch der SPD-Fraktion, die Mietentwicklung zu bremsen. In 
Berlin liegen die Mieten in öffentlich geförderten Wohnungen deutlich
höher als in frei finanzierten Objekten. Auch unter Rot-Rot sind 
"Sozialmieten" deutlich schneller gestiegen als die Mieten von 
privaten Anbietern. Dass junge, kreative Menschen sich in Teilen von 
Kreuzberg, Nordneukölln oder Friedrichshain ansiedeln und dass dieser
Zuzug Folgen für manche Alteingesessene hat, kann keine Politik der 
Welt verhindern wollen - zumindest nicht, wenn der Staat nicht massiv
Subventionen ausgeben will.
Und auch beim Schlüsselthema Bildung lässt die SPD ihren 
Ankündigungen nicht ausreichend Taten folgen. Die Zusammenlegung von 
Haupt-, Real- und Gesamtschulen wäre ein Fortschritt, auch die 
Sanierung von Schulen aus dem Konjunkturpaket. Aber pädagogische 
Konzepte, wie Schwänzer, Schulversager und deren Familien auf den 
richtigen Pfad zurückgeholt werden sollen, wurden sogar auf der 
SPD-Klausur dringend angemahnt.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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