Deutscher Philologenverband e.V.
Philologenverband stellt Maßnahmenkatalog zur besseren schulischen Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund vor
Meidinger: Migrantenanteil an Gymnasien steigern, Bildungswerbung intensivieren
Berlin (ots)
Anlässlich des morgen stattfindenden Integrationsgipfels hat der Deutsche Philologenverband eigene Vorschläge zur besseren schulischen Integration von Kindern mit Migrationshintergrund in das deutsche Schulsystem vorgestellt. Hauptursache für den Leistungsrückstand von Jugendlichen mit Migrationshintergrund - so der DPhV-Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger - sei letztendlich die nicht vorhandene gesellschaftliche Integration von Migranten in Deutschland. "Bei weiterhin fehlender gesellschaftlicher Integration werden alle nur in der Schule ansetzenden Maßnahmen Stückwerk und letztendlich erfolglos bleiben. Deshalb muss dieser gesamtgesellschaftlichen Integrationsaufgabe das Hauptaugenmerk der Politik gelten. Allerdings gibt es eine Reihe von Defiziten, bei denen die Schule zumindest ansatzweise und tendenziell einen eigenen Beitrag zur Integration leisten kann", sagte Meidinger. Der Philologenverbandsvorsitzende verwies darauf, dass insbesondere folgende Gründe für das bislang relativ schlechte Abschneiden von Migrantenkindern an deutschen Schulen verantwortlich seien:
- mangelnde Sprachkenntnisse - fehlende vorschulische Förderung - geringe Möglichkeiten ausländischer Eltern, ihren Kindern bei Hausaufgaben und Schularbeiten zu helfen und sie zu unterstützen - zu geringe Information und fehlende Beratung von Migrantenfamilien über Struktur und Chancen des deutschen Bildungssystems - damit zusammenhängend: oft kein ausgeprägter Bildungswillen bei Eltern und Schülern - zu geringe Möglichkeiten der individuellen Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund - zu wenig Lehrer mit einer qualifizierten Zusatzausbildung "Deutsch als Fremdsprache" - "Ghettobildung" - zu hoher Anteil an Migrantenkindern in bestimmten Brennpunktgebieten und an einzelnen Schularten
Deshalb schlägt der Deutsche Philologenverband ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor, um mittel- und langfristig die schulischen Perspektiven von Migrantenkindern zu verbessern.
1.Nur, wer in der Lage ist, die Unterrichtssprache Deutsch zu verstehen und selbst anzuwenden, hat eine Chance, in deutschen Schulen erfolgreich zu sein. Deshalb ist die vorschulische sprachliche Förderung zu verstärken. Für Migrantenkinder sind genügend Sprachlernkurse anzubieten, bei berechtigten Zweifeln an der deutschen Sprachkompetenz kann vor der Aufnahme an die deutsche Schule ein Sprachtest verlangt werden. Auch den Eltern ist die Teilnahme an Sprachlernkursen nahe zu legen, damit sie ihren Kindern bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen helfen können und eine beidseitige Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule möglich ist.
2.Insbesondere bei der Bewältigung von schulischen Übergängen, etwa von der Grundschule zu Realschulen und Gymnasien, müssen Migrantenkinder fördernd begleitet werden. Für diese Förderprogramme und Brückenkurse sind von den Bundesländern zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
3.Wir brauchen mehr Lehrer, die Kompetenzen im Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache haben. Entsprechende Ausbildungsmodule sind in die Lehrerbildung im Fach Deutsch zu integrieren.
4.Die Bildungsberatung von Eltern mit Migrationshintergrund ist systematisch und flächendeckend auszubauen. Der DPhV hält auch eine Pflichtberatung vor dem möglichen Übertritt auf weiterführende Schularten für denkbar.
5.Um eine "Ghettobildung" und dadurch drohende pädagogische und leistungs-bezogene Probleme zu vermeiden, strebt der DPhV eine Quotierung des Migrantenanteils bei den Schülern einer Klasse an. Dieser sollte an weiterführenden Schulen nicht über 25 Prozent betragen. PISA-Begleituntersuchungen haben gezeigt, dass ein Ausländeranteil von über 20 Prozent die durchschnittlichen Schülerleistungen deutlich nach unten drückt.
Nach Ansicht des DPhV-Vorsitzenden müsse es das Ziel sein, den derzeit noch bei rund 4 Prozent liegenden Migrantenanteil unter deutschen Gymnasialschülern innerhalb der nächsten 10 Jahre zu verdoppeln. "Migranteneltern und -kinder sind erst dabei, die Möglichkeiten und Chancen eines gymnasialen Bildungsgangs, den sie aus ihren Heimatländern nicht kennen, schätzen zu lernen. Wir müssen zusätzlich zur verstärkten Förderung beim Übertritt auch mehr Bildungswerbung unter Migrantenfamilien betreiben. Gerade Mädchen aus dem islamischen Kulturkreis wird derzeit von manchen Eltern noch eine zur Universität führende schulische Laufbahn trotz guter Noten verwehrt", so Heinz-Peter Meidinger.
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