Neue OZ: Kommentar zu Mali
Konflikte
Osnabrück (ots)
Katz-und-Maus-Spiel um Mali
Die Mali-Konferenz ist kaum mehr als ein kleiner Mutmacher für das vom Zerfall bedrohte westafrikanische Land. Das wissen auch die Gipfel-Teilnehmer. Die Entscheidung fällt auf dem Schlachtfeld. Dabei sind allerdings die Fronten derart unklar, dass der Ausgang völlig ungewiss ist. Die gegenwärtigen militärischen Erfolge der rund 4000 involvierten französischen Soldaten können darüber nicht hinwegtäuschen.
Zu befürchten ist vielmehr ein Katz-und-Maus-Spiel. Die malische Islamisten-Gruppe um Ansar Dine und die Anhänger der Dschihad-Bewegung Mujao halten den gleichen Trumpf in der Hand wie die Taliban in Afghanistan: Sie setzen auf Zeit, verkriechen sich so lange in ihren Verstecken, bis sie mit möglichst geringem Risiko zuschlagen können, um aufs Neue ein Schreckensregime im Zeichen der Scharia zu errichten. Verschärft wird das gefährliche politische Gebräu durch die zersplitterten Tuareg-Gruppierungen. Deren Kampf um einen von Mali unabhängigen Nordstaat Azawad hat schließlich den Weg für Anarchie und Chaos in dem Land geebnet.
Die Ankündigung Frankreichs, die Macht alsbald an die malische Armee zu übergeben, könnte auch als Drohung verstanden werden: Es wird schon als Erfolg gewertet, dass mittlerweile jeder Soldat ein Gewehr besitzt. Ob er die Waffe bedienen kann, steht auf einem anderen Blatt. Scheitert die im Sommer geplante Parlamentswahl, weitet sich der Brandherd vor Europas Haustür weiter aus.
Klaus Jongebloed
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