neues deutschland: Weihe für Vertreibung
Berlin (ots)
In der nächsten Woche wird der Internationale Tag des Flüchtlings begangen. Ein Datum, an dem seit vielen Jahren auf die schreienden Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht werden muss, denen sich Menschen ausgesetzt sehen, die vor Mord und Totschlag, aber auch aus wirtschaftlicher Not die Flucht ergreifen. Insbesondere die Abschottungsmentalität der westlichen Welt, die sich den Flüchtlingen als Festung präsentiert, weckt hier Protest. Ausgerechnet diesen Tag hat sich die Regierungskoalition ausgesucht, um dem Schicksal der deutschen Vertriebenen nun auch international eine nachträgliche Weihe zu verleihen. Es ist geradezu infam, das zweifellos schlimme Schicksal auch der deutschen Vertriebenen für eine Art nationaler Aufwertung zu missbrauchen, von der die einstigen Flüchtlinge nichts mehr haben, die heutigen Flüchtlinge aber in den Hintergrund gedrängt werden. Nach deren Erniedrigung und Diffamierung als angebliche Schmarotzer in den deutschen Sozialsystemen folgt nun ihre erneute Herabsetzung. Denn was sonst bliebe von diesem Tag, wenn Konservative diesen zur öffentlichen Klage über das Schicksal der Vertriebenen nutzten? Alle Vorwürfe gegen den Bund der Vertriebenen und seine politischen Stützen finden hier ihre Bestätigung. Dass mit verschiedenem Maß gemessen wird. Nach den Opfern der Nazis sind es nun die heutigen Flüchtlinge, die herabgesetzt werden. Im Namen des angeblich vakanten Rechts ehemaliger Flüchtlinge.
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