FZ: "Gefahr der Gewöhnung"
Kommentar der "Fuldaer Zeitung" zur NSA-Affäre/Handydaten (Freitagausgabe, 6. 12. 2013)
Fulda (ots)
Inlandspresse
"Fuldaer Zeitung" zu NSA/Handydaten
Erst rund ein Prozent der Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden ist bislang veröffentlicht worden, hat "Guardian"-Chefredakteur Alan Rusbridger erst kürzlich gesagt - und genau darin liegt eine gewisse Gefahr: nämlich die der Gewöhnung. Zu monströs ist das Ausmaß der milliardenfachen weltweiten Spitzeleien, zu bizarr die Vorstellung, dass sich die Mitarbeiter befreundeter Geheimdienste gewissermaßen einen Wettkampf liefern, wer als erster das Handy der Kanzlerin geknackt hat. Der Effekt: Die Superlative nutzen sich ab, die öffentliche Aufmerksamkeit und der Grad der Empörung werden bei jeder neuen Enthüllung schwächer. Dabei böte jede der tröpfchenweise dosierten neuen Enthüllungen für die Bundesregierung genug Anlass, die amerikanischen und britischen Kollegen mal am Schlafittchen zu packen und gehörig durchzurütteln. Doch insgeheim scheint man in Berlin ganz froh zu sein, dass NSA & Co. auch für die deutschen Ermittler des Öfteren die Drecksarbeit übernehmen, ohne sich sonderlich um Datenschutzbestimmungen zu scheren. Hier wird jene Vorratsdatenspeicherung frei Haus geliefert, die sich in Deutschland nur schwer durchsetzen ließe. Doch geht es längst nicht nur um Terroristen. Alle greifbaren Handydaten werden "als Nebenprodukt", wie die Amerikaner sagen, erst einmal massenhaft gespeichert. Und dabei darf man nicht vergessen: Wer über diese Daten wacht, sind längst nicht nur seriöse Beamte. Einen Teil der Arbeit hat die NSA fahrlässigerweise an Privatfirmen ausgelagert - mit Mitarbeitern wie Edward Snowden. Und ob dessen Ex-Kollegen und Vorgesetzte allesamt lautere Motive haben oder mit brisanten Informationen am Ende vielleicht doch ihr eigenes Süppchen kochen wollen, darf zumindest in Frage gestellt werden.
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