Pressestimmen: Egon Bahr und Hans-Dietrich Genscher zum 17. Juni
Berlin (ots)
Der SPD-Politiker Egon Bahr hat sich dagegen ausgesprochen, den 17. Juni wieder zu einem Feiertag zu machen. Der Gedenktag sei zwischen seiner Einführung 1954 und seiner Abschaffung 1990 zur ritualisierten Routine geworden. Das würde auch so bleiben, wenn man die Abschaffung wieder rückgängig machte", sagte er dem Tagesspiegel am Sonntag. Bahr begrüßte es aber ausdrücklich, dass anlässlich des 50. Jahrestages in großem Umfang an den Volksaufstand 1953 gegen die SED-Regierung erinnert werde. Der 17. Juni sei einer der wenigen Tage in der deutschen Geschichte, auf dem man stolz sein könnte. Stolz, weil Deutsche Zivilcourage gezeigt haben", sagte Bahr, der vor fünfzig Jahren Chefredakteur des Berliner Rundfunk im amerikanischen Sektor" (Rias) war. Der SPD-Politiker, der in den 70er Jahren als Minister für besondere Aufgaben unter Bundeskanzler Willy Brandt für die Ost- und Deutschlandpolitik zuständig war, sieht zudem eine direkte Verbindung zwischen dem 17. Juni 1953 und dem Mauerfall am 9. November 1989: Weil in beiden Fällen der kleinere, bedrängtere Teil des deutschen Volkes Geschichte gemacht hat." Mit Blick auf die deutsch-deutsche Teilung sagte Bahr: Das deutsche Volk hat immer nach Westen geguckt.Die Westdeutschen haben nach Westen geguckt, auch die Ostdeutschen haben nach Westen geguckt. Und die Blicke beider haben sich nie getroffen."
Dagegen sprach sich der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher dafür aus, den 17. Juni wieder öffentlich zu feiern. "Der 17. Juni ist ein nationaler Gedenktag", schrieb Genscher in einem Beitrag für den Tagesspiegel am Sonntag. " Er sollte auch so öffentlich begangen werden mit Veranstaltungen, Schweigeminuten und vor allem auch im Unterricht unserer Schulen." Er hoffe, dass die Jubiläumsfeiern in diesem Jahr dazu beitrügen, "dem 17. Juni - endlich - den ihm gebührenden Platz in der Geschichte einzuräumen". In der alten Bundesrepublik sei seinerzeit "ein arbeitsfreier Tag wie andere auch" aus ihm geworden. Genscher regte an, künftig dieses Tages auch durch Namensgebungen für Straßen und Plätze zu gedenken. Ihn selber habe, so Genscher in dem Beitrag, die Erinnerung an den 17. Juni 1953, den er bereits in der Bundesrepublik miterlebt hatte, nie losgelassen.
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