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Börsen-Zeitung: Besser als Kaffeesatz, Kommentar zum deutschen Arbeitsmarkt von Reinhard Kuls

Frankfurt (ots)

Und wieder einmal lagen die Auguren daneben.
Wenig zwar, aber immerhin. Vorausgesagt hatten die Bankenvolkswirte 
für Deutschland im Dezember einen leichten Anstieg der 
saisonbereinigten Arbeitslosenzahl. Herausgekommen ist nach den 
Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit aber ein geringfügiger 
Rückgang. Rund ein halbes Jahr hinken die Prognostiker nun schon der 
tatsächlichen Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt hinterher.
Häme ist aber nicht angebracht. Denn Prognosen können 
grundsätzlich auf zwei völlig verschiedene Methoden basiert werden: 
auf die Ableitung möglicher Regeln und Gesetzmäßigkeiten aus der 
Vergangenheit, die dann in die Zukunft projiziert werden - oder auf 
das Lesen von Kaffeesatz. Letztere Methode hat etwa den 
Voraussagewert von Würfeln (also keinen), erstere ist zuverlässiger. 
Jedenfalls war sie es bis zu der jüngsten Finanz- und 
Wirtschaftskrise. Seither aber fehlt die Basis, auf der die komplexen
ökonometrischen Berechnungen aufbauen.
Die Erfahrungen von früher gelten nicht mehr. Denn zum einen hat 
es eine solche Krise, wie sie die Welt in den zurückliegenden gut 
zwei Jahren erlebt hat, noch nicht gegeben. Daher existiert noch kein
Erfahrungswert, wie die einzelnen Volkswirtschaften mit den 
speziellen Härten dieses Nachfrageeinbruchs zurechtkommen und wie 
schnell sie sich daraus lösen. Man kann nur, wie es derzeit 
geschieht, anhand der harten Indikatoren, die die 
volkswirtschaftliche Gesamtrechnung oder wie gestern die 
Arbeitsmarktstatistik im Nachhinein liefern, feststellen, ob der 
Erholungsprozess begonnen hat.
Im Falle des deutschen Arbeitsmarkts geht aber auch das nicht, 
denn ein Erfahrungswert fehlt ebenfalls. Deutschland hat das 
Instrument der Kurzarbeit erst im Zuge der Krise zu seiner jetzigen 
fulminanten Wirkung gebracht. Aber niemand weiß, wie lange die 
stützende Wirkung anhält, ehe die Betriebe aufgrund der noch immer 
bestehenden hohen Überkapazitäten und der mit der Kurzarbeit 
verbundenen Kosten doch Mitarbeiter entlassen müssen.
Entschieden wird diese Frage letztlich dadurch, ob der 
Auftragseingang rechtzeitig anzieht. Und da zeigen sich die Betriebe 
zumindest in den Stimmungsumfragen von Monat zu Monat etwas 
zuversichtlicher. Dieser Kaffee schmeckt den Firmen zumindest.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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