Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Irritierend
Kommentar zum Kurssturz von Continental von Carsten Steevens

Frankfurt (ots)

Es ist noch keine neun Monate her, da trieb Anlegerfantasie die Aktie von Continental auf ein Allzeithoch. Im Zuge von schließlich bestätigten Spekulationen, der Autozulieferer und Reifenhersteller erwäge einen Konzernumbau, um sich künftig flexibler auf die Herausforderungen in der Automobilindustrie auszurichten, kletterte der Kurs des Konzerns auf über 257 Euro. Wer bei diesem Niveau am 9. Januar kaufte, steht jetzt vor einem Wertverlust von fast 100 Euro je Papier. An Marktkapitalisierung haben sich beinahe zwei Fünftel oder fast 20 Mrd. Euro verflüchtigt. Nicht von Pappe für einen Dax-Wert.

Fundamental betrachtet erscheint der Rückgang übertrieben. Weil in Autos immer mehr Elektronik und Sensorik verbaut wird, wächst Conti deutlich stärker als die zugrundeliegende Fahrzeugproduktion. Rekorde beim Auftragseingang der Hannoveraner in der Autosparte zeigen, dass der Trend intakt ist. Analystenurteile fallen in der Mehrzahl positiv aus. Doch zwei Gewinnwarnungen binnen vier Monaten irritieren Anleger, die sich in der vergangenen Dekade nicht nur über eine eindrucksvolle Stabilisierung des Zulieferers seit der tiefen Krise im Zuge der Siemens-VDO-Übernahme freuen konnten, sondern auch über sechsmal in Folge erhöhte Gewinnausschüttungen.

Reduzierte Umsatzerwartungen, Kostensteigerungen sowie Gewährleistungsfälle: Die Ursachen für die neuerliche Korrektur der Jahresziele sind gravierender als im April. Zudem sind mit der Automotive und der Rubber Group beide Konzerngruppen betroffen. Zweifel an der Treffsicherheit eigener Prognosen verstärkt Conti. Die bisherigen Ziele hatte der Konzern vor drei Wochen noch bestätigt.

Zwar entsprechen die Hannoveraner einem Trend: So hat sich die Zahl der Gewinnwarnungen börsennotierter Unternehmen in Deutschland im ersten Halbjahr deutlich erhöht. Laut der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY nahmen negative Korrekturen bei Dax-Konzernen am stärksten zu. Zwei negative Überraschungen bot außer Conti aber niemand.

Die Irritationen sind für das Unternehmen auch deshalb bedenklich, weil erst im Juli eine Neugliederung unter einem Holdingdach beschlossen und ein Teilbörsengang der Antriebssparte schon für 2019 in Aussicht gestellt wurde. Für einen solchen Börsengang des Powertrain-Geschäfts wird es für den Zulieferer auf vielversprechende Perspektiven beim Wandel vom Verbrennungs- auf den Elektroantrieb ankommen, aber auch auf das gerade verloren gegangene Vertrauen der Anleger.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 20.08.2018 – 20:30

    Börsen-Zeitung: Enteignet, Kommentar zur Zinspolitik von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Die Enteignung der deutschen Sparer durch die Geldpolitik der EZB ist eine Tatsache. Die Hüter des Euro mögen den Bundesbürgern die Situation schönzurechnen versuchen, so oft sie wollen - die Italiener würden durch Niedrigzinsen deutlich stärker belastet, die Spanier profitierten sogar davon et cetera. Doch um mit klarem Verstand zu erkennen, ...

  • 17.08.2018 – 20:30

    Börsen-Zeitung: Sicherheit ist Trumpf, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Die Erholung der türkischen Lira ist nicht von langer Dauer gewesen. Die Worte des türkischen Finanzministers Berat Albayrak, die der Beruhigung der Finanzmärkte dienen sollten, verschafften der Währung des Landes nur eine kurze Atempause von gerade mal einem Handelstag. Unterstützungszusagen für heimische Banken, Ankündigungen, die Inflation ...