Fischer gegen Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan
Auseinandersetzungen ein "kleiner Krieg"
Bonn (ots)
Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90 / Die Grünen) hat sich vehement gegen einen Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan ausgesprochen. In einem PHOENIX-Interview (Ausstrahlung heute 17.45 Uhr) sagte Fischer am Dienstag auf die Frage, ob der Einsatz - auch wegen der aktuellen Diskussion über die jüngsten deutschen Opfer - noch einmal grundsätzlich zur Disposition gestellt werde: "Das kann sein. Ich hielte es für völlig falsch. Wir würden in Afghanistan sofort wieder in dieselbe Situation zurückfallen, die den Einsatz erzwungen hat, wenn wir hier jetzt sagen würden: Das Risiko ist nicht zu vertreten für die eingesetzten Soldaten, wir ziehen uns zurück." Die Konsequenz wäre, so Fischer, dass "wir unsere Bündnisfähigkeit gegenüber den USA infrage stellen würden." Zugleich warnte der ehemalige Außenminister vor dem Argument, es sei ein Krieg der Amerikaner. "Es geht hier um eine Bedrohung durch den internationalen Terrorismus. Das wird nicht verschwinden." Andernfalls würde Afghanistan wieder zu einem Stellvertreterkriegsschauplatz zwischen Pakistan und anderen regionalen Mächten. "Es wird definitiv zu einer Brutstätte des Terrorismus zurückkehren - nur, dass sich die Verhältnisse in Pakistan heute wesentlich instabiler darstellen als in der Zeit vor dem 11. September", so Fischer. In dem PHOENIX-Interview bezeichnete der Grünen-Politiker die Auseinandersetzungen in Afghanistan als "kleinen Krieg". Wörtlich sagte er: "Unsere Soldaten sind nicht in Afghanistan, um einen Krieg zu führen. Aber dort entwickelt sich ein Krieg, um die Verhältnisse zurückzudrehen zu den Zeiten der Taliban - mit gefährlichen Konsequenzen für die regionale und internationale Sicherheit." Weiter sagte Fischer: "Es kommt dort zu Kampfhandlungen: es wird geschossen, es wird getötet und hat den Charakter eines kleinen Krieges. Das lässt sich dort nicht mehr leugnen und dann muss man das auch so sagen und der Bevölkerung erklären." Vor allem verdienten es die eingesetzten Soldaten, die ihre Gesundheit und ihr Leben riskierten, und ihre Angehörigen, "dass hier die Verantwortung der Politik nun wirklich realisiert wird", so der ehemalige Außenminister.
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