VAUNET - Verband Privater Medien
VPRT zur Diskussion über "Satellitengebühr"
Transport- oder Grundverschlüsselung macht aus werbefinanzierten Rundfunkangeboten keine Pay-Angebote
Berlin (ots)
Mit großer Verwunderung verfolgt der VPRT die öffentliche Diskussion über die Frage der geplanten Grundverschlüsselung der Programmangebote über Satellit. "Selten wurde eine Diskussion über eine Technik derart emotional und ohne Grundverständnis der technologischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge geführt wie diese", so Jürgen Doetz, der Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation e. V. (VPRT) heute in Berlin.
Die Transport- oder Grundverschlüsselung sei ein technisches Tool, um über die Adressierbarkeit der Endgeräte verschiedene (alte und) neue Geschäftsmodelle über digitale Übertragungswege zu ermöglichen. Zu diesen Geschäftsmodellen gehörten auf Seiten der Inhalteanbieter sowohl Free-to-Air-Programme, Pay-Angebote und interaktive Dienste. Die Grundverschlüsselung bedeute nicht, dass Free-to-Air-Angebote automatisch zu Pay-Angeboten würden. Für die Betreiber der technischen Infrastrukturen (Kabel, Satellit, Terrestrik) bedeute die Grundverschlüsselung, dass sie über den direkten Kundenkontakt ein Entgelt für die Zurverfügungstellung der technischen Dienstleistung erheben könnten. Dieses Modell sei beim Kabel seit vielen Jahren auch schon in der analogen Übertragung etabliert und wurde noch von keiner Seite in Frage gestellt. Für den Anschluss an das Kabelnetz zahle der Verbraucher ein einmaliges und folgend ein monatliches Entgelt. Auch im Bereich der DSL-Anschlüsse und der Mobiltelefonie sei dieses Grundmodell akzeptiert. Dass ein Satellitenbetreiber aufgrund des geplanten Umstiegs auf dieses Modell derart in die Kritik gerate, sei absolut unverständlich und ungerechtfertigt.
"In der digitalen Medienwelt," so Doetz, "werden sich die technischen Infrastrukturen nicht mehr ausschließlich aus den Transport- und Weiterverbreitungsentgelten der Inhalteanbieter finanzieren lassen." Die Verbraucher, die eine technische Infrastruktur nutzen wollten, müssten sich an den Kosten beteiligen. Für die privaten Inhalteanbieter seien adressierbare Empfänger in der digitalen Übertragung Grundvoraussetzung, um neben den werbe- und transaktions-finanzierten Free-to-Air-Angeboten, Pay-Angebote und neue interaktive Zusatzangebote wirtschaftlich anbieten zu können. Die Grundverschlüsselung sei darüber hinaus eine wesentliche Voraussetzung für einen umfassenden Signal- und Rechteschutz. In anderen europäischen Ländern sei die Grundverschlüsselung selbstverständlich. "Ob die Digitalisierung in Deutschland ein Treiber für Wachstum und Innovation wird und sie ihre volkswirtschaftliche Bedeutung entfalten kann, hängt entscheidend von der Frage ab, ob eine Grundverschlüsselung über alle digitalen Übertragungswege realisiert werden kann", so der VPRT-Präsident.
"Völlig unverständlich", so Doetz weiter, "ist für uns die Reaktion der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), die sich in anderen Zusammenhängen schon einmal sehr positiv zum Thema Grundverschlüsselung geäußert hat und der unterstellt werde müsste, dass ein weitergehendes Verständnis der Zusammenhänge vorhanden ist." In der Meldung vom 9. März werde auf Grundlage falscher Sachverhalte geurteilt und würden Zusammenhänge hergestellt, die weder technisch noch juristisch haltbar seien. Dass die DLM der Nebelkerzenargumentation der öffentlich-rechtlichen Anstalten folge und Grundverschlüsselung mit Bezahlangeboten gleichsetze, sei sehr enttäuschend. ARD und ZDF lehnten die Grundverschlüsselung ab, da die Zwangsgebührenfinanzierung die Gesamtpallette ihrer analogen und digitalen Angebote ausreichend abdecke und kein Interesse an wirtschaftlichen Infrastrukturen der privaten Konkurrenz bestehe. Zudem berge die Grundverschlüsselung für die Anstalten das Risiko, dass Gebührenzahler sich weigern könnten, Gebühren für Programme zu entrichten, die sie nachweislich nicht in Anspruch nehmen.
"Wir regen dringend eine Klausurtagung von Bund, Ländern, DLM, dem VPRT, den Vertretern der Infrastrukturen (Kabel, Satellit, Terrestrik) und den Verbraucherschützern an, um das Thema Grundverschlüsselung entemotionalisiert und sachlich richtig aufzuarbeiten," so Jürgen Doetz abschließend.
Für Rückfragen: Pressesprecher Hartmut Schultz, Hartmut Schultz Kommunikation GmbH, Tel. 030/39880-101, Email: schultz@schultz-kommunikation.de
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