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CDU/CSU - Bundestagsfraktion

Klaeden: Rot-Grün verabschiedet sich endgültig von Sachaufklärung

Berlin (ots)

Zur Sitzung des Visa-Ausschusses vom 12. Mai 2005
erklärt der Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Eckart von Klaeden
MdB:
Nach der gestrigen Sitzung des Visa-Ausschusses ist die letzte
Verteidigungslinie von Rot-Grün zusammengebrochen. Eigentlich sollten
die ersten beiden Zeugen die abenteuerliche Behauptung von Rot-Grün
stützen, man habe nur die Visa-Politik der Kohl-Regierung
fortgeführt. Wer dies heute noch behauptet, handelt grob unseriös.
Visa-Missbrauch wird es solange geben, wie es Visa gibt.
Entscheidend ist aber, ob die Politik wie unter der Regierung Kohl/
Kinkel diesen Missbrauch bekämpft oder ihn wie Rot-Grün erleichtert.
Fest steht heute schon: Unter Fischer und Schily wurde europäisches
Verfassungsrecht gebrochen, das Schleuserwesen begünstigt und
Warnungen und Hilferufe der deutschen Auslandsvertretungen über Jahre
einfach ignoriert.
Ergebnis der gestrigen Sitzung ist, dass unter Außenminister
Kinkel ein strengerer Prüfungsmaßstab für die Erteilung von Visa
bestand als unter Fischer. Zur Vermeidung von Schwarzarbeit und
Zwangsprostitution hätte Fischer diesen Kurs nur beibehalten müssen.
Die vom Zeugen Nikolai von Schoepff, Visastellenleiter von 1993 bis
1996 in Kiew, vorgebrachten Vorwürfe gegen die Visa-Politik vor 1998,
sind im Laufe seiner Vernehmung zusammengefallen wie ein Kartenhaus.
Herr von Schoepff hat in ihn überfordernden Verhältnissen in einer
schwierigen Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges in Kiew gearbeitet.
Schoepff lieferte über weite Strecken eine wirre Darstellung der
Verhältnisse während seiner Tätigkeit in Kiew. Er zitierte mehrfach
bruchstückhaft und sinnentstellend aus Erlassen und Vermerken, die
das Auswärtige Amt bislang dem Visa-Ausschuss nicht übermittelt
hatte. Aus den den Ausschussmitgliedern der Union kurzfristig zur
Verfügung gestellten Kopien wurde deutlich, dass Schoepff teilweise
aus Erlassen des AA Weisungen entnommen hatte, die dort gar nicht
enthalten waren. Darüber hinaus bezog er sich seiner Erinnerung nach
auf Erlasse, die er aber gar nicht vorweisen konnte. Zudem gab er
Darstellungen über Visazahlen, die mit denen vom AA dem Ausschuss zur
Verfügung gestellten in keiner Weise in Einklang standen. Die Aussage
des Zeugen Dr. Oliver Schnakenberg, der die Rechts- und
Konsular-Abteilung der Botschaft in Kiew von 1996 bis Mitte 1999
leitete, hat ergeben, dass in seiner Amtszeit das Spannungsfeld
zwischen größtmöglicher Reisefreiheit und Verhinderung der illegalen
Zuwanderung erfolgreich bewältigt wurde. So wurde der aufkommende
Missbrauch des Carnet de Touriste (CdT) erfolgreich durch
entsprechende Maßnahmen der Botschaft (Ermittlungen zur Seriosität
von Kooperationspartnern des Anbieters, enge Kontingentierung der
Zulassung von CdT’s) bekämpft. Der Zeuge stellte außerdem klar, dass
mit der Anerkennung von CdT’s im Visumverfahren keine Übertragung der
Visaprüfung auf den ADAC verbunden war, wie dies unter Rot-Grün der
Fall war. Diese Prüfung erfolgte vielmehr nach wie vor durch die
Botschaft selbst. Demzufolge hat es nach Darstellung von Dr.
Schnakenberg auch keine Beschwerden der Innenbehörden über eine zu
großzügige Visavergabepraxis in der Ukraine gegeben. Eine
insbesondere von Seiten der Grünen wiederholt behauptete
menschenrechtswidrige oder –verachtende Praxis der Visavergabe habe
es nicht gegeben.
Dr. Schnakenberg stellte zudem die Darstellungen von Schoepff in
einigen wesentlichen Punkten in Frage. So betonte er, dass die
damalige Erlasslage angemessen war und ihm genügend Spielraum
eröffnete, illegale Zuwanderung erfolgreich zu bekämpfen und
gleichzeitig Reisefreiheit zu gewährleisten. Von einer
menschenverachtenden Abschottungspolitik konnte keine Rede sein.
Zudem war der damalige Leiter des Fachreferates und spätere
zuständige Unterabteilungsleiter des AA den Belangen des RK-Wesens
gegenüber stets aufgeschlossen war. Der Zeuge von Schoepff habe
während seiner Tätigkeit in Kiew „Privatfehden“ mit anderen
Bediensteten des AA geführt. Letztlich wies er darauf hin, dass die
von dem Zeugen von Schoepff genannten Ablehnungsquoten für Visa von
60% in keiner Weise nachvollziehbar seien.
Die Zeugin Susanne Fries-Gaier war von 1998 bis 2002
Grundsatzsachbearbeiterin im zuständigen Fachreferat des AA. Sie
musste mehrfach einräumen, dass wesentliche AA-Erlasse oder
Entscheidungen zum Visumsrecht aus der rot-grünen Ära sich im
Nachhinein als falsch herausgestellt hätten.
Bei der Zulassung von Reiseschutzversicherungen als Ersatz für die
nach dem Ausländergesetz erforderlichen Kostenübernahmeerklärungen
wurden vom AA mehrfach Anbieterfirmen zugelassen, gegen deren
Betreiber strafrechtliche Ermittlungsverfahren anhängig waren.
Hinsichtlich dieses Umstandes wurde das Bemühen der Zeugin deutlich,
die Verantwortung hierfür dem BMI zuzuschieben. Dieses Verhalten ist
bereits seit geraumer Zeit bei Zeugen aus dem Bereich des AA zu
beobachten. Auch der am frühen Morgen als letzter vernommene Zeuge,
Martin Huth, reihte sich hier nahtlos ein. Es ist erstaunlich, dass
die SPD im Ausschuss diesen Schuldzuweisungen gegenüber dem BMI nicht
nur nicht entgegentritt, sondern zum Teil in die gleiche Richtung
argumentiert.
Die rot-grünen Vertreter im Untersuchungsausschuss greifen jetzt
zur Brechstange. Entgegen allen parlamentarischen Gepflogenheiten
haben sie weitere Sitzungstermine erzwungen, an denen bis zu 6 Zeugen
pro Tag gehört werden sollen. Die Angst vor dem Visa-Ausschuss ist
inzwischen so groß, dass selbst rechtsstaatliche Grundprinzipien
keine Beachtung mehr finden. Einen Vorgeschmack hat die gestern
begonnene Zeugenvernehmung gegeben, die erst heute um 6 Uhr früh
beendet wurde. Eine solche Anhörung geht über die Grenzen der
strafprozessual erlaubten Vernehmungsmethoden hinaus.
Rot-Grün hat sich von einer Sachaufklärung vollkommen
verabschiedet. Die Union wird sich ihre Minderheitenrechte jedoch
nicht beschneiden lassen und weiter an der Aufdeckung der wahren
Hintergründe des rot- grünen Visa-Skandals arbeiten.
CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Pressestelle
Telefon: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
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