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Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zur Klausurberatung des Bundeskabinetts: Erschöpft

Cottbus (ots)

Mit der gestrigen Kabinettsklausur wollte die
Regierung wieder in die Offensive kommen. Das ist ihr nicht gelungen.
Das Dümpeln geht weiter.
 Hinter der Kanzlerin, auch hinter Vizekanzler Müntefering, schwillt 
der Bocksgesang der Widersprüche, Bedenken und Vorschläge aus den 
eigenen Reihen an. Das hat auch, aber eher weniger mit den 
anstehenden Wahlen in zwei Ländern zu tun. Das Kabinett ist in einer 
großen Koalition eben nicht das Gravitationszentrum. Da würde auch 
eine tagelange Einkehr bei Wasser und Brot nicht helfen. Die Macht 
liegt ebenso in den Ländern, in den Fraktionen, und, halbe halbe, in 
den beiden Parteien. Angela Merkel kann nicht wirklich die Regierung 
führen, ihr Sinn und Richtung geben, wenn es keine gemeinsame 
Grundüberzeugung beider Partner bis hinein in die Mitgliedschaft der 
Regierungsparteien gibt. Wenn nicht eine gemeinsame Mission vorhanden
ist.
 Angenommen, es ginge bis 2009 so weiter. Und angenommen, Merkel 
würde dann nicht wieder Kanzlerin. Dann bliebe sie, aus heutiger 
Sicht, in den Annalen als die schwächste Regierungschefin seit 
Kiesinger in Erinnerung. Außer Spesen - Mehrwertsteuer, 
Kassenbeiträge, Pendlerpauschale - nichts gewesen.
 Merkel, Müntefering und Beck, die wichtigsten Führungskräfte, 
glauben an die Kraft und die Möglichkeiten der großen Koalition. Sie 
wollen dem Land jene Veränderungen verpassen, die es in zehn Jahren 
tatsächlich wieder an die Spitze Europas bringen können. Aber schon 
diese drei sind sich nicht einig über den Weg dahin. Deshalb machen 
sie den Koalitionsvertrag zu einer Art Heiliger Schrift, die sie 
immer wieder anrufen müssen. Und sind sie doch einer Meinung, so 
nehmen sie zu viele Rücksichten auf ihre jeweilige Klientel und haben
zu wenig Mumm und Macht, sich ihr gegenüber durchzusetzen. Die so 
genannte Gesundheitsreform ist das beste Beispiel für den 
Führungsmangel, sowohl für die Uneinigkeit im Konzeptionellen als 
auch für die Rücksichtnahme auf innerparteiliche und externe 
Lobbyinteressen. Dass Ministerin Schmidt nun gezwungen wird, die 
missratenen Eckpunkte auch noch eins zu eins in Gesetzestexte zu 
übersetzen, bedeutet das Verpassen der wohl letzten Korrekturchance.
 Vielleicht findet sich die bitter entbehrte Führung in der geplanten
neuen Viererrunde inklusive CSU-Chef Stoiber, vielleicht verabreden 
sie sich dort zu größeren Taten. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass 
sie es tun, ist eher gering, und das Zeitfenster für Reformen 
schließt sich schon wieder. Faktisch ginge das nur noch 2007. Danach 
gibt es wichtige Landtagswahlen und dann kommt schon wieder der 
Bundestagswahlkampf.
 Blickt man nach der gestrigen Kabinettsklausur aber auf das Blatt, 
auf dem die Vorhaben für 2007 stehen, ist da nur ein leeres Stück 
Papier. Die Koalition ist, so scheint es, im Hier und Jetzt schon 
erschöpft.

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